Ölmarkt­themen / Marktinfos / Hinter­gründe

Analysen und Prognose zur Ölpreis­ent­wicklung

Enwick­lungen und Fakten

  • Der US Öl-Multi Chevron zieht sind aus dem Kongo zurück. Chevron hat den Verkaufs­prozess einer dortigen Öl- und Gas­anlagen im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar eingeleitet.
     
  • Neues Ölfeld in Norwegen: Der Ölexplorer AkerBP hat ein neues Ölfeld im Yggdrasil-Gebiet des norwe­gischen Fest­land­sockels bestätigt. Die förder­bare Menge soll bis zu 90 Mio. Barrel Rohöl umfassen, was um Faktor 3 mehr ist, als die im Vorfeld geschätzte Menge.
     
  • Laut Erhebung der Joint Oil Data Initiative (JODI-Report) ist die globale Ölnach­frage um +3,0 Mio. Barrel/T auf ein neues Allzeit­hoch ange­stiegen, während die welt­weite Ölpro­duk­tion um -0,5 Mio. B/T gesun­ken ist. Die Zahlen machen sehr deut­lich, dass die Sorge vor einer Ver­knap­pung auf dem Ölmarkt im weiteren Jahres­ver­lauf absolut real ist, sofern sich Chinas Wirt­schaft relativ positiv weiter­ent­wickelt.
     
  • Saudi Aramco stellt die Produktionserschließung des neuen riesigen offshore Erdgasfeldes 'Safaniyah' zurück. Dieses Areal gilt als das größte Offshore-Feld der Welt.
     
  • Die Ölproduktion Nigerias ist Mitte Mai auf ein 7-Monats-Tief gesunken. Streiks verur­sachten Aus­fälle in der Größen­ord­nung von 300.000 B/T. Damit lag die Ölförder­leistung des Opec-Landes unterhalb von 1 Mio. Barrel pro Tag.
     
  • Rohöl aus Nordirak ist immer noch abgeschnitten. Nach dem erzwungenen Förder- und Exportstopp sollten die Exporte von kurdischem Öl per Pipeline zum türkischen Hafen Ceyhan an Ostern wieder aufgenommen werden - Was aber nicht erfolgte. Ankara blockiert weiterhin. Ein Dauerausfall ist zumindest nicht undenkbar.
     
  • In Venezuela ist der staatliche Ölkonzern PDVSA dabei, die Ölproduktion des Landes wieder zu erhöhen. Bis zum Jahresende will man die Förderleistung um ein Drittel auf 1,0 Mio. B/T zu steigern. Dabei sollen seismische Vermessungs­daten mit 3D-Unter­stützung neu ausgewertet werden, um das Förder­equipment effektiver einzusetzen.
     
  • Argentinien öffnet seine offshore Areale für Bohrungen. Ausge­stattet mit extrem vielverspre­chenden Schieferöl­vorkommen an Land erwägt die argentinische Regierung nun eine neue Lizensierungs­runde für offshore Öl- und Gasblöcke durch­zuführen. Die ersten Offshore-Bohrplatt­formen werden wahr­scheinlich im Herbst mit den Förder­bohrungen beginnen.
     
  • Indiens Importkäufe von russischem Rohöl sind weiter angewachsen. Beide Seiten profitieren. Indiens Kraft­stoff­verbrauch ist im März auf ein Rekordhoch gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der Tages­bedarf um +5% auf 4,8 Mio. Barrel. Die Wirt­schaft Indiens brummt und zeigt sich zunehmend öldurstiger. Da kommt das vergünstigt zu beziehende 'Ural Crude' Oil gerade recht. Insgesamt bleibt die steigende Nach­frage aus Asien ein 'bullischer' Schlüssel­faktor für den Weltöl­markt.
     

 

Ölfördermengen, Ölxportmengen

Ölmengen­politik der OPEC+

  • OPEC-Plus Konferenz vom 4. Juni:  Die Interessengemein­schaft der Opec-Plus hat beschlos­sen, ihr Produk­tions­ziel für 2024 auf rund 40 Mio. Barrel am Tag zu senken. Das teilte das Ölkartell nach zwei­tägiger Konfe­renz in Wien mit. Damit verrin­gern sich die Öl­förder­mengen im Ver­gleich zu der aktuell ange­peilten Produk­tion noch mal um knapp 1,4 Mio. Barrel am Tag. An den derzei­tigen Quoten für das zweite Halbjahr haben die ölexpor­tieren­den Länder keine Ände­rungen vorge­nommen, ermahnen aller­dings die Abweichler zur strik­teren Einhal­tung. Zusätz­lich wird der Leader Saudi-Arabien im Juli eine frei­willige ein­mona­tige Förder­mengen­drosse­lung von 1,0 Mio. B/T um­setzen. Diese Kürzung der Saudis kann bei Bedarf auch verlän­gert werden. Saudi-Arabien benötigt einen Ölpreis von >= 78 Dollar/B für einen ausge­gliche­nen Staats­haus­halt. Am Montag werden die Ölbörsen diesen Beschluss des Ölkar­tells bewerten und ein­prei­sen.
     
  • Die Vereinigten Arabischen Emirate haben angekündigt, ihre Rohöl­produktion von derzeit 3,0 Mio. Barrel/Tag bis 2027 auf 5,0 Mio. B/T zügig ausbauen zu wollen, um die rückläufige Ölförder­leistung anderer Opec-Länder auszugleichen.
     
  • Saudi-Arabien: Der Opec-Leader will bis 2027 seine Produktions­kapazität an Rohöl auf 13 Mio. Barrel pro Tag ausbauen, auch wenn man zum Jahreswechsel auf 2023 zunächst den Ölausstoß drosselt und die Angebotspreise für Januar-Kontrakte nach Südostasien preislich herabgesetzt hat. Offenbar versuchen die Saudis dortige Marktanteile gegen billiges russisches Öl zu behaupten. Südostasien ist dabei ein sehr wichtiger Absatzmarkt, der allerdings seit Wochen von dünnerer Nachfrage gekennzeichnet ist.
     

 

OPEC, Opec+

Russland:  Ölembargo / Ölpreis-Deckel / Export­mengen

  • Die Ölexporte Russlands sind nach Einschät­zung der IEA (Paris) trotz der Sanktionen der westlicher Länder auf die höchste Menge seit drei Jahren gestiegen. Die Ölliefe­rungen ins Ausland nahmen im März um 600.000 Barrel auf im Mittel 8,1 Mio. Barrel am Tag zu. Dem­zufolge exportiert Russland so viel wie zuletzt im April 2020. Das Embargo der größten west­lichen Industrie­staaten gegen Russland hat zu einem Schwenk der Rohöl­liefe­rungen vorrangig nach Asien geführt. Viele asiatische Raffi­nerien kaufen große Mengen des preis­werteren russischen Rohöls.
    Die russischen Ölfirmen sind dabei, die Ölproduktion zu steigern. Laut jüngster Erhebung von Reuters hat Russland im Mai annähernd 2,4 Mio. Barrel pro Tag aus seinen geografisch westlichen Häfen exportiert. Die höchsten Mengen seit vier Jahren. Russland hat Saudi-Arabien als Chinas größter Öllieferant überholt.

     
  • Russland hat während seines Ukraine-Kriegs für den deut­schen Außen­handel massiv an Bedeu­tung verloren. Vor allem brachen die Energie­liefe­rung ein, so Erdgas um -99,8%. Der Waren­handels­wert ging insge­samt um 91% zurück.
     
  • Loch in Russlands Staatshaushalt:  Der Angriffskrieg in der Ukraine reißt ein Loch in den russi­schen Staats­haushalt. So meldete das russi­sche Finanz­ministerium ein Milliarden­defizit bei den Staats­finanzen. Die Produktion von Militär­gütern hält die Industrie zwar am Laufen, kann die zurück­gegan­genen Einnahmen aus den Energie­exporten aber nicht ausgleichen. Ein Staatsfonds Moskaus muss das ausgleichen, welcher dadurch zunehmend ausblutet.
     
  • Die Importkäufe Indiens an russischem Rohöl sind weiter ange­wachsen. Der Kraftstoff­verbrauch in Indien ist im März auf ein Rekord­hoch gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der Tages­bedarf um +5% auf 4,8 Mio. Barrel. Die Wirtschaft Indiens brummt und zeigt sich zunehmend öldurstiger. Da kommt das vergünstigt zu beziehende Ural Crude Oil gerade recht.
     
  • Russland hat ab März geltend eine maximale Rabatthöhe auf seine Rohöl­exporte festge­legt. Diesbe­züglich hat Moskau den Preis­nach­lass von 'Ural Crude' gegenüber der Leitsorte Brent für April auf 34 Dollar/B begrenzt. Bis zum Juli soll dieser Preisvorteil schritt­weise auf 25 Dollar/b weiter reduziert werden. Damit sollen die Ölein­nahmen Russlands abgesichert werden.
     

 

Big Oil geht weg von Russland

Marktein­schät­zungen

  • Die US Invest­mentbank Goldman Sachs bezeich­net die am 4. Juni verkündeten Schritte der OPEC+ als 'moderat bullisch'. So mögen die Zusatz­kürz­ungen Saudi-Arabiens den Brent-Preis um 1 - 6 Dollar erhöhen, abhängig davon, wie lange der Opec-Leader seine Produk­tions­mengen drosselt. Es mehren sich die Anzeichen, dass der Ölmarkt in der zweiten Jahres­hälfte merklich knapper werden dürfte. Die Analysten von Rystad Energy sehen sogar ein Markt­defizit von 3 Mio. B/T oder mehr.
     
  • Die EIA prognos­tiziert, dass die Weltöl­nachfrage Anfang 2024 auf die Rekord­menge von 103,0 - 103,7 Mio. Barrel am Tag an­stei­gen wird. Das bisherige Rekord­niveau lag bei 102,3 Mio. B/T.
     
  • Laut dem IWF wird sich das globale Wachstum von 3,4% in 2022 auf 2,9% in 2023 verlang­samen, doch die Aussichten sind inzwischen „weniger düster“ als noch im Herbst. Für 2024 rechnen die Ökonomen mit einem Wachstum von 2,1%. Insgesamt stellt der IWF eine recht hohe Widerstands­fähigkeit in zahlreichen Volks­wirt­schaften fest, so dass es nicht zu einem Abrutschen in eine globale Rezession kommen dürfte.
     
  • Opec-Chef 'Al Ghais' teilte mit, dass global sehr viel mehr Investitionen in den Ölförderbereich unumgänglich seien, um den Markt in den nächsten Jahren halbwegs stabil und ausgeglichen zu halten.
     
  • Die Weltbank rechnet in jüngstem Marktbericht damit, dass die Ölpreise in Prognose für 2023 bei 92 Dollar je Barrel und für 2024 bei nur noch 80 Dollar/B im Mittel sich bewegen werden.
     

 

Ölmarkt, Ölproduktion und Marktbalance


 

 

US Ölmarkt

  • In der dritten Maiwoche erfuhren die US Öllager unerwartet starke Bestands­abbauten:
    Laut API: -15,0 Mio Barrel.  Laut DOE: -15,2 Mio. Barrel zur Vorwoche.
     
  • Die USA beginnen ab August mit dem Wiederauf­­füllen ihrer SPR-Notre­serven, indem 3 Mio. Barrel in dem Monat aus dem Markt gekauft und eingelagert werden (bullisch).
     
  • DUCs: Die in den USA gebohrten, aber nicht fertig erschlos­senen Ölquellen sind im April mit -42 auf 4.863 Ölförder­­löcher gesunken. So niedrig war die Anzahl der DUCs seit Mai 2014 nicht mehr.
     
  • Die EIA (US Energie­informations­behörde) erwartet, dass sich die Rohöl­­produk­tion der USA in diesem Jahr um +5% auf 12,5 Mio. B/T erhöht. Für 2024 wird ein weiterer Zuwachs um +1% auf durch­schnitt­lich 12,7 Mio. Barrel an Tages­­förder­­leistung prog­nosti­ziert. Der Ölver­brauch der USA dürfte binnen Jahres­frist um 1 - 1,5 % auf 20,8 Mio. B/T zunehmen.
     
  • Laut jüngsten Vorhaben soll die Öl- und Erdgas­förderung im Golf von Mexico in den nächsten drei Jahren um fast 20% steigen und bis 2025 von ihrem derzeitigen Niveau von 2,2 Mio. Barrel/T auf ein Allzeithoch von 2,6 Mio. B/T ansteigen. In diesem Jahr wurden bereits zwei neue Förder­platt­formen in Betrieb gestellt. Die 'Vito' Plattform von Shell mit 100.000 B/T und die 'Argos' Plattform von BP mit 140.000 B/T an offshore Ölförder­kapazität. In den nächsten zwei Jahren werden zudem Förder­anlagen von Whale, Anchor und Salamanca hinzu­kommen und die Produktion noch mal um 235.000 B/T erhöhen.
    Projekte zur Kohlenstoffabscheidung und deren Tiefen­speicherung werden der nächste Schwerpunkt der Offshore-Entwick­lungen im US-Golf von Mexiko sein.
     
  • Washington hat grünes Licht für neue Bohrungen im Öl/Gas-Projekt Alaska 'North Slope' gegeben, wenn auch auf 7 Milliarden Dollar reduziert und begrenzt. Das löste sofort Proteste der Umwelt­schützern aus. Conoco­Phillips will im nördlichen Teil Alaskas Vorkommen von 600 Mio. Barrel zur Förderung erschließen.
     

 

US Ölmarkt

IEA-Monats­report Mai

  • Der Monatsbericht Mai der Internatio­nalen Energie­agentur (IEA) ist 'bullisch' ausgefallen. Darin unter­streicht die IEA, dass Chinas Ölnach­frage weiterhin die Erwar­tungen übertrifft. Deshalb wird in der zweiten Jahres­hälfte mit einer immer größeren Schere zwischen Angebot und Nachfrage gerechnet.
     
  • Im März hat Chinas Rohölnachfrage mit 16,0 Mio. B/T ein neues Rekordhoch erreicht und werde weiter zulegen. Deshalb dürfte die globale Nach­frage im zweiten Halbjahr das Mengen­angebot auf dem Weltmarkt um bis zu 2,0 Mio. Barrel/T übersteigen. Auf der anderen Seite zeigen sich Russlands Ölexport­mengen als robust. Mit 8,3 Mio. B/T bewegen sie sich lediglich um 0,2 Mio. Barrel/T unter den Mengen von vor dem Ukraine-Krieg.
     
  • Mengenangaben für 2023 in Mio. Barrel/Tag:
    ¤  Ölnachfrage weltweit:  102,0 (vorher 101,9)
    ¤  Nachfragezuwachs:     +2,2 (vorher +0,2)
    ¤  Ölangebot weltweit:    101,1 (unverändert)
    ¤  Angebotszuwachs:      +1,2 (unverändert)
    ¤  Russlands Ölexporte April   8,3 (+0, zu März)
     

 

Ölproduktion, Lagermengen, Energiesektor, erneuerbare Energien

EIA-Monats­report Mai

  • Ölförderung vs. Weltölbedarf [in Mio. Barrel/Tag]:
    » Globale Ölproduktion 2023: 101,3
    » Globale Ölproduktion 2024: 103,0
    » Globaler Ölverbrauch 2023: 101,0
    » Globaler Ölverbrauch 2024: 102,7
  • Preisprognosen 2023/2024
    » 2023 WTI   :  73,6 Dollar/B
    » 2023 Brent :  78,7 Dollar/B
    » 2024 WTI   :  69,5 Dollar/B
    » 2024 Brent :  74,5 Dollar/B
     
  • Die EIA sieht in ihrem Monatsreport Mai das globale Ölnach­frage­wachstum für 2023 bei +1,56 Mio. B/T und für 2024 bei +1,72 Mio. B/T.
    Der Förder­mengen­zuwachs wird mit +1,49 Mio. B/T und für 2024 mit +1,68 Mio. B/T beziffert.
    Beim Durchschnittspreis für die Leitsorte Brent ist von der EIA für 2023 um -6,4 Dollar und für 2024 um -6,7 Dollar je Barrel nach unten korrigiert worden.
     

 

Ölproduktion, Lagermengen, Energiesektor, erneuerbare Energien

Ukraine-Krieg und Auswir­kungen

  • Russland verzeichnete in den ersten vier Monaten des Jahres bei Staats­haushalt ein Defizit von 3,4 Billionen Rubel (44 Mrd. Dollar). Der Grund dafür sind steigende Rüstungs­ausgaben wegen des Ukraine-Kriegs, bei gleichzeitig sinkenden Einnahmen aus den Energie­exporten. Russisches Öl und Gas unterliegt einer Reihe westlicher Sanktionen, die den Verkauf in den Westen einschränken und auch versuchen, den Weltmarkt­preis dafür zu begrenzen.
    Auf der anderen Seite zeigen sich Russlands Ölexport­mengen als robust. Mit 8,3 Mio. B/T bewegen sie sich lediglich um 0,2 Mio. Barrel/T unter den Mengen von vor dem Ukraine-Krieg.
    Mit Verhängung der Sanktionen des Westens gegen Russland hat Moskau inzwischen längst eine dunkle Öltanker­flotte geschaffen. Diese Schiffe halten sich nicht an interna­tionale Sicherheits- oder Umweltschutz­normen. Deren Fracht­ladungen entgehen den Sanktions­maßnahmen.
     
  • Die Ukraine erobert Mitte Mai Gebiete bei Bachmut zurück. Obwohl die groß­ange­legte Gegen­offensive der Ukraine nicht bei Bachmut erwartet wird, erreichten die ukrai­nischen Kampf­verbände dort Gebiets­rück­gewinne. Vor allem reguläre russische Truppen erlitten Verluste und zogen sich fluchtartig zurück. Wagner-Chef Prigoschin kritisierte Putin zum ersten Mal direkt und scharf.
     
  • Russland startete Ende April und im Mai in verstärktem Maße neue Raketen­angriffe auf die Ukraine, so auf die Hauptstadt Kiew und auf Krementschuk, Dnipro, Mykolajiw, Poltawa und Tscherkassy.
     
  • Die westlichen Atommächte haben beschlossen, den Uran-Dominator Russland aus dem Uran-Bezugsmarkt zu verdrängen. Die G-7-Staaten wollen ihre Kern­brenn­stoff­kapazi­täten bündeln, um Russland heraus­zufordern. Die vom Kreml geführte Rosatom dominiert die globalen nuklearen Lieferketten. Die G7-Mitglieder USA, Kanada, Frankreich, Großbri­tannien und Japan haben sich Mitte April verpflichtet, im Zuge der westlichen Sanktionen wegen des Ukraine-Krieges Russlands Staats­ein­nahmen aus den Uranenergie-Lieferungen abzuschneiden. Der Nuklear­riese Rosatom Corp., ist der weltgrößte Exporteur von Reaktoren und Uran­brenn­stoff.
     
  • NATO-Chef Stoltenberg warnt: "Putin plant nicht für Frieden, er plant für mehr Krieg. Es läuft ein Zermürbungskrieg."
    Der Generalsekretär glaubt nicht an ein rasches Kriegsende in der Ukraine. Daher müsse der Westen wohl noch lange Zeit Waffen und Ausrüstung an Kiew liefern.
    Außerdem heißt es: "Sollte die Ukraine den Krieg verlieren, so werden dadurch die Europäer unweigerlich zur Kriegspartei."
    Um das zu verhindern, muss der Westen gemeinschaftlich schnell mehr effektive Waffen und Munitionsmengen den Ukrainers liefern. Je mehr militärische Erfolge die Russen verbuchen, umso geringer werden die Aussichten und Möglichkeiten von Friedensverhandlungen.
     

 

Kriegseinflüsse auf Ölmarkt unsd Ölpreise


 

 

Wasserstoff / E-Fuels:  Neue Projekte

  • Die HH2E AG und die Schweizer MET Group haben ein Joint Venture für Entwicklung und Bau der bisher größten Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff in Europa in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) gestartet. Das Projekt soll in der ersten Ausbaustufe den Bau einer Power-to-X-Anlage der neuen Generation mit einer Kapazität von rund 6.000 Tonnen (200.000 MWh) grünem Wasserstoff pro Jahr ab 2025 umfassen. In Ausbaustufe 2 ist eine Leistung von über 1 GW ab 2023 geplant, wodurch mehr als 60.000 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr produziert und über 800.000 Tonnen direkter CO2-Emissionen jährlich vermieden werden können. Die Gesamtinvestition dürften 1 Milliarde Euro übersteigen.
     
  • Der niederländische Netzbetreiber Tennet will mit Milliarden­investitionen den Ausbau von Windparks in der Nordsee vorantreiben. Siemens Energy sicherte sich dabei einen Milliarden­auftrag. Beide Unter­nehmen sprechen von einem Meilen­stein für die euro­päische Energie­wende.
     
  • In Vision soll die Nordsee zum 'Green Power House' für Europa werden.
     

 

Entwicklung Ölmarkt

Geopolitik / Weltordung

  • G7-Vorschlag der Lieferketten-Partner­schaft:
    Die starken Volkswirtschaften der west­lichen Welt wollen eine neue Partner­schaft für Liefer­ketten ins Leben rufen. Diese soll auch anderen Nationen offen­stehen. Für den Beitritt anderer Ländern werden aber Mindest­stan­dards in Bezug auf Menschen­rechte und Umwelt­politik verlangt werden. Die Über­ein­kunft der G7 ist weit­gehend aus­gear­beitet und soll auch Details zur Diver­sifi­zierung der Liefer­ketten enthalten. Noch in 2023 soll der Start des Gemein­schafts­vor­habens erfolgen.
     
  • Taiwan:
    Laut Statements aus Peking strebt China hinsichtlich Taiwan die "friedliche Vereini­gung" an. Im anderen Fall werde man auch nicht vor einer mili­täri­schen Eskalation zurück­schrecken. Diese Aussagen wurden wiederholt in Richtung Washington ausge­sprochen.
     
  • Chinas neuer Außenminister warnte zuletzt davor, dass die zuneh­menden Spannungen zwischen den USA und China die Gefahr darstellen, dass sich die Spaltung zwischen den beiden größten Volks­wirt­schaften mehr und mehr vergrößert und verfestigt.
    Washington sieht in China mittler­weile die größte Gefahr für die freie Welt­ordnung, weil Peking lang­fristig die Welt­herr­schaft seines Systems anstrebt und dies auch artikuliert hat:  China sei das einzige Land, das sowohl die Absicht als auch die wirtschaftliche, militätische und techno­logische Macht hat, die Welt nach deren Ordung umzuge­stalten. Peking kündigt das unverholen als Ziel für Mitte des Jahr­hunderts an. Washington will keinen neuen kalten Krieg, will diese beängsti­gende Entwicklung aber verhindern wo es nötig wird.
    China unterstützt seinen politisch systemver­brüderten Partner, indem es russische Energie­ressourcen aufkauft und im Gegenzug Industrie­güter und Technologie­kompo­nenten zurück­verkauft, um westliche Sanktionen in Teilen auszugleichen. Das wiederum wird China weiter in die gleiche Ecke drücken, in der sich Russland bereits wiederfindet.
    Chinas Präsident Xi Jinping: „Westliche Länder – angeführt von den USA – haben eine vielseitige Eindämmung, Einkreisung und Unter­drückung gegen uns eingeführt, was die Entwicklung unseres Landes vor beispiellos schwere Heraus­forder­ungen stellt“.
    China musste Russlands Invasion in der Ukraine nicht gutheißen. Es entschied sich aber dafür, einen globalen Paria zu unter­stüzen. Nicht zuletzt wegen Eigen­interessen in Bezug auf eine angestrebte Einver­leibung Taiwans.
     
  • Peking bezeichnet die Beziehungen Chinas zu Russland als „ein neues Modell“ für die Welt. Dabei würden zwei Nationen nicht auf Konfron­tation gehen. Diesbe­züglich warnt Wash­ington Peking davor, Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine zu unterstützen. Chinas Außen­ministerium betont, dass eine wichtige Erkenntnis aus dem Erfolg der chinesisch-russischen Beziehungen es sei, dass sich beide Staaten aus dem Modell der militäri­schen und politischen Bündnisse des Kalten Krieges heraus­heben. Man fühle sich verpflichtet, ein neues Modell inter­natio­naler Beziehungen zu entwickeln. China sei bereit, mit Russland zusammen­zuarbeiten, um die Weltordnung „in eine gerechtere und vernünf­tigere Richtung“ zu bringen, heißt es offiziell aus Peking.
    Aus Moskau heißt es: Russland unterstütze die "Ein-Land-Politik" Chinas und verurteilt die "westlichen Provo­kationen" dagegen als ungerecht­fertigte Einmischung.
     

 

Geopolitische Lagerbildung

Klimage­fahren

  • Die Eintretenswahrscheinlichkeit für ein 'El Niño' Klima­phä­nomen in 2023 gibt eine WMO-Modell­rechnung mindestens 80% an. Während sich Dürren und Wald­brände in Asien und Australien häufen, wird in Afrika mit mehr Über­schwem­mungen gerechnet. Neben den mensch­lichen sind auch die wirt­schaft­lichen Folgen enorm und um ein Vielfaches höher, als bisher angenommen. El Niño wird der Welt Billionen an Euro kosten!
     
  • Die Europäische Union verschärft ihre Ziele für die erneuer­baren Energien erneut. Die EU ist dabei die Zielschwelle für den Anteil der Energie­erzeugung aus Erneuer­baren bis 2030 von 32% auf 42,5 % anzuheben. Das gleiche %-Anteilsziel wird für die Wasser­stoff­erzeu­gung aus Erneuer­barer Energie gesetzt.
     
  • Die Investitionen in erneuerbare Energien müssen vervierfacht werden, um die Klima­ziele von Paris zu erreichen.
    Die IRENA (Inter­national Renew­able Energy Agency) hat berechnet, dass sich die welt­weiten Investi­tionen in Techno­logien zur Energie­wende auf 5 Billionen jährlich vervier­fachen müssten, um den Tempe­ratur­anstieg auf +1,5 °C zu begrenzen. Täte man das nicht, käme das unsagbar teurer mit katastro­phalen Folgen.
    Laut UN ist kein „glaubwürdiger Weg“ beschritten, um den Anstieg der globalen Temperaturen bis 2040 auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Beim derzeitigen Kurs werden sie bis 2050 um 2,8°C ansteigen.

     
  • Auch der Weltklimarat schlug mit seinem jüngsten Bericht Alarm hinsichtlich einer unbestreitbar beschleunigten Klimaer­wärmung. Demnach könnte eine Erderwär­mung um 1,5 Grad bei aktueller Entwicklung bereits bis 2030 erfolgen. Bislang hatte man damit erst etwa zehn Jahre später gerechnet. Dieses ist weder umkehrbar noch stoppbar. Diese Prozesse können mit größten Anstren­gungen lediglich verlangsamt werden.
    Und statt zu sinken, steigen die globalen CO2-Emissionen. Die globale Erwärmung schreitet noch schneller voran als voraus­berechnet. Deren Folgen werden ver­heerend(!) ausfallen.
     
  • Die Ergebnisse der letzten COP27 Klimakonferenz blieben dürftig und zu mager. Eine Begren­zung auf +1,5 Grad Erd­erwär­mung wird damit keines­falls erreicht werden können. Fazit: Im Ergebnis zu wenig, zu langsam, zu inkonsequent!
  • Die weltweite Kohlenachfrage ist in 2021 und 2022 um rund 6% gestiegen. Laut Daten der IEA (Paris) ist die Gesamt­nachfrage nach Kohle auf insgesamt knapp 8 Milliarden Tonnen gestiegen. Das ist hauptsächlich darauf zurück­zuführen, dass Kraftwerks­kohle aufgrund der steigenden Gaspreise weltweit zu einer noch wichtigeren Strom­erzeugungs­resource geworden ist. Es stellt sich die Frage, wie sollen die Erneuerbaren das in Zukunft überhaupt theoretisch abdecken können?!
     
  • Die Menschheit ist auf dem unverantwortlich kritischen Weg, bis zum Jahr 2030 doppelt so viel an fossilen Brennstoffen zu verbrennen, wie verkraftbar wäre um die Erderwärmung unter +1,5 ° C zu halten. Auch diese Zahl wird bereits gravierende und umwälzende Folgen für das globale Ökosystem mit sich bringen. Diese Auswirkungen sind absolut unumkehrbar und niemals wieder gutzumachen. "Wir sind in einem tiefen Loch - und wir müssen sofort aufhören zu graben", beschwört das unabhängige Stockholm Environment Institute (SEI).
     

 

Klima-Krise

 


US Öllager­be­stände

Das Chart zeigt mit der blauen Kurve die Entwicklung der US Öllager­bestände im aktuellen Jahr. Das ist zum grauen Band in Relation gesetzt. Dieses Band ist der Variations­bereich an Beständen in den letzten fünf Vorjahren.

Der Ölmarkt in den USA ist der wichtigste nationale Ölmarkt, mit großem Abstand vor China. Die USA verbrauchen rund 19 Mio. Barrel an Öl pro Tag. Mit der NYMEX ist in New York die wichtigste Rohstoff­börse platziert. Außerdem stehen für den US Ölmarkt sehr detail­lierte Daten zu Verfügung. Wöchentlich werden gesicherte Zahlen über die jüngsten Entwick­lungen von Ölförder­menge, Ölverbrauch, Importen und Exporten präsentiert und von Analysten bewertet. Aus diesen Gründen hat die jeweilige Entwicklung am US Ölmarkt großen Einfluss auf die globale Ölpreis­entwicklung.
 

Entwicklung der Öllagerbestände in den USA
USA Rohöllager: 2023 mit 5-Jahres Varianz

 

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