Ölmarkt­themen / Marktinfos / Hinter­gründe

Analysen und Prognosen zur Ölpreis­ent­wicklung

Marktein­schät­zungen

  • Die US Großbank Morgan Stanley erwartet für das nächste Jahr einen deutlichen Angebotsüberschuss auf dem Ölmarkt mit Preisrückgang auf etwa 75 Dollar/Barrel. Die Analysten sehen das Angebot der OPEC- und Nicht-OPEC-Länder in 2025 um etwa 2,5 Millionen Barrel/T anwachsen, was deutlich über dem Nachfragewachstum liegt.
     
  • ING Global Market Research hebt seine Preisprognose für die Jahresmitte von 80 auf 87 Dollar je Barrel Rohöl an. Die Analysten der ING erwarten, dass sich die Ange­bots­situation auf dem Ölmarkt im zweiten und dritten Quartal merklich verknappen wird.
     
  • Die Analysten von Standard Chartered rechnen ab Monat August mit einem Defizit zwischen dem weltweiten Ölangebot und der Ölnachfrage. Der Anstieg des globalen Ölverbrauchs, welches im Sommer auf ein saisonales Hoch zusteuert, ist der Hauptgrund für das erwartete Angebotsdefizit. Für August und September werden 2 Millionen Barrel am Tag an Unterversorgung gesehen.
     
  • Die Markfachleute von Rystad Energy sehen mittlerweile für 2024 ein merklich geringeres Angebots­wachstum auf dem Ölweltmarkt. Basierend auf den jüngsten Prognosen der OPEC+ wird das globale Ölangebot in diesem Jahr kaum zunehmen. Und in 2025 könnte das ähnlich aussehen. Das würde den Ölmarkt in der Balance in ein Defizit führen (bullisch).
     
  • Die Analysten von Goldman Sachs überraschten in der 2. Juniwoche mit einem Aussage-Schwenk hin zu einer erwarteten klaren Unterversorgung des Ölmarktes in den Sommermonaten. Für das III. Quartal wird ein Marktdefizit von 1,3 Mio. Barrel am Tag gesehen. Auf dieser Basis könnten die Rohölpreise wieder ein Preisniveau von 90 USD/B ansteuern.
     
  • Der Generalsekretär der OPEC gab bekannt, dass die weltweite Rohöl­nachfrage bis 2045 auf 110 Mio. Barrel/Tag ansteigen werde. Das entspräche einem Nach­frage­anstieg von +8,5%. Die EIA prognos­tiziert, dass die Weltöl­nachfrage Anfang 2024 auf die Rekord­menge von 103,0 - 103,7 Mio. Barrel am Tag an­stei­gen wird. Das bisherige Rekord­niveau lag bei 102,3 Mio. B/T.
     

 

Onshore Öllager

Entwick­lungen und Fakten

  • Vor Singapurs Küste sind auf den 20. Juli zwei Öltanker kollidiert und in Brand geraten. Es droht letztlich eine Umweltkatastrophe.
     
  • Das Emirat Kuwait hat den Fund eines neuen großen Erdöl- und Erdgasfeldes gemeldet. Die offshore Lagerstätte liegt östlich der Insel Failaka. Das staatliche Ölunternehmen KPC bezifferte die Kapazität mit 2,1 Milliarden Barrel leichtem Rohöl und 5,1 Milliarden Kubikmeter an Erdgas.
     
  • Die Ölexportstaaten der Opec-Plus Interessens­gemein­schaft halten ihre Förder­leistung seit langem per Quoten künstlich niedrig. Erst im Herbst sollen die Beschrän­kungen etwas gelockert werden.
     
  • Norwegens Öl- und Gaskonzerne investieren dieses Jahr rekord­hohe 22 Milliarden Euro in die Roh­stoff­förderung und in die Tranport­pipe­lines. Für 2025 sind noch mal 19 Milliarden Euro an Investments geplant. Für die erste Juli-Woche meldete Norwegen, wegen Ausfall eines Groß­kom­pres­sors, eine massive Verrin­gerung der Gaspro­duktion um 9,5 Mio. Kubikmeter am Tag.
     
  • Es besteht für den Ölweltmarkt die Aussicht auf eine anziehende Nachfrage. Die konjunkturelle Lage in China scheint sich zu bessern, was sich in einem höheren Bedarf an Rohöl, Benzin und Diesel niederschlagen dürfte. Das Ölangebot ist aufgrund von Förderbeschränkungen des Ölkartells Opec+ knapp.
     
  • Die USA sanktionieren das Ölgeschäft des Iran mit China. Washington reagiert damit auf den Angriff des Irans auf Israel. Chinas Käufe von irani­schem Rohöl sollen weit­gehend unter­bunden werdenl. Dabei werden die Zah­lungs­trans­aktionen im Ölgeschäft zwischen den Banken blockiert. Etwa 80% der irani­schen Ölexporte von rund 1,5 Mio. Barrel am Tag gehen nach China.
     
  • Der US-Dollar als "Petrodollar" bekommt Konkurrenz:
    Die Länder des BRICS-Bündnisses, mit Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika haben sich zusammengeschlossen, um untereinander Handel in ihren eigenen Währungen abzu­wickeln. Das soll zukünftig auch für die Ölgeschäfte gelten. Kürzlich ist auch der Opec-Leader Saudi-Arabien den BRICS-Staaten beigetreten. Diese Länder könnten untereinander die Finanz­sanktionen gegen russisches Öl und Gas umgehen indem das nicht mehr in Dollar gezahlt wird.
     
  • Die Seewege Rotes Meer (Angriffsrisiken) wie auch der Panamakanal (Trockenheit in der Region) bleiben kritische Frachtrouten.
     

 

Ölmarkt, Ölproduktion und Marktbalance

Krieg / Geopolitik / Weltordung

  • Neuerlich droht Ende Juli die Konfrontation zwischen Israel und dem Iran zu eskalieren. Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz hatte am 19. Juli vom Jemen aus einen Drohenangriff auf Tel Aviv verübt. In Reaktion führte Israel einen Luftangriff auf ein großes Tanklader in Hudaida im Jemen durch. Es entstand ein verheerender Brand.
     
  • Schwärme ukrainische Drohnen haben am 21. Juni vier Raffinerien in Südrussland angegriffen. In Ilsky, Afipsky, Krasnodar und Astrachan erfuhren die Raffinerien Beschädigungen. Das tritt Russlands Kraftstoffversorgung weiträumig.
     
  • Die Ukraine beklagt seit Wochen und Monaten schwere Angriffe auf Kraftwerke und auf die Strom-Infrastruktur. Heiz- und Wasserkraftwerke haben teils schwere Schäden erlitten. In der Ukraine sind die Hälfte der Kapazitäten zur Stromerzeugung durch russische Fernabgriffe zerstört!
     
  • Russlands Truppen sind trotz immenser Verluste mehr und mehr in Angriffe übergegangen und versuchen an vielen Frontbereichen vorzurücken.
     
  • NATO: Nato-Chef Stoltenberg hat ein 100-Milliarden Paket für Ukraine vorgeschlagen. Die ukrainischen Streitkräfte sind auf Waffen, Muni­tion und militärische Hilfe in vielen Belangen angewiesen, wollen sie sich weithin den Russen zur Wehr setzen. Derzeit koordinieren die USA die entsprechende Unterstützung. NATO-Generalsekretär Stoltenberg schlägt ein milli­arden­schweres langfristiges Paket des Westens vor. Polen überwacht inzwischen mit Militärflugzeugen seinen Luftraum.
     
  • Die Ukraine baut die eigene Drohnen-Industrie massiv aus. Bis Jahresende sollen Tausende von Langstrecken-Drohnen herge­stellt werden. Inzwischen gibt es in der Ukraine bereits zehn Unternehmen, die entsprechende High-Tech Fluggeräte mit Reichweite zwischen 300 und 1000 km herstellen. Ebenso produziert Russland im 3-Schichten Betrieb zehntausende Drohnen.
     
  • Bezüglich des Gaza-Krieges zwischen der Hamas und Israel liegt ein Verhandlungslösung auf dem Tisch. Offenbar will sich weder Israel noch die Hamas aber darauf letztlich einlassen. Der Krieg und das Leid gehen weiter.
     
  • Taiwan:  Laut Statements aus Peking strebt China hinsichtlich Taiwan die "friedliche Vereini­gung" an. Im anderen Fall werde man auch nicht vor einer militärischen Eskalation zurück­schre­cken. Diese Aussagen wurden wiederholt in Richtung Wash­ing­ton ausgesprochen. Die USA erwarten, dass sie gegen China zunehmend Präsenz zeigen müssen und dass die Provo­ka­tionen bis hin zur militärischen Kon­fron­tation zunimmt. Die USA geben dieser Heraus­for­derung Priorität.
     
  • Washington sieht in China mittlerweile die größte Gefahr für die freie Weltordnung, weil Peking langfristig die Weltherrschaft seines Systems anstrebt und dies auch artikuliert hat: China sei das einzige Land, das sowohl die Absicht als auch die wirt­schaftliche, militärische und technologische Macht hat, die Welt nach deren Ordnung umzugestalten. Peking kündigt das unver­holen als Ziel für Mitte des Jahrhunderts an. Washington will keinen neuen kalten Krieg, will diese beängstigende Entwicklung aber verhindern, wo es nötig wird.
    China unterstützt seinen politisch systemverbrüderten Partner, indem es russische Energieressourcen aufkauft und im Gegen­zug Industriegüter und Technologiekomponenten zurückverkauft, um westliche Sanktionen in Teilen auszu­glei­chen. Das wiederum wird China weiter in die gleiche Ecke drücken, in der sich Russ­land bereits wiederfindet. China entschied sich dafür, den glo­ba­len Paria Putin zu unterstützen, nicht zuletzt wegen Eigen­inte­res­sen in Bezug auf eine angestrebte Einverleibung Taiwans.
     

 

Onshore Öllager

IEA-Monats­report Juli

  • Der Juli-Monatsreport der IEA (Paris) ist mit einigen Überraschungen aufgewartet. So prognostiziert die IEA für das kommende Jahr ein sehr viel geringeres Ölnachfragewachstum. Daraus würde sich eine deut­liche Überversorgung des Ölmarktes ergeben. Diese 'bärische' Ein­schät­zung der IEA deckt sich aber nicht mit den Erwar­tungen der EIA und der OPEC.
  • 2024 (in Millionen Barrel/Tag):
    •  Ölangebot    :  103,0
    •  Ölnachfrage :  103,1
    •  Marktbalance: -0,1 (Defizit)
  • 2025 (in Millionen Barrel/Tag):
    •  Ölangebot    :  104,8
    •  Ölnachfrage :  104,0
    •  Marktbalance:  +0,8 (Überhang)
     

 

Ölmarkt, Ölproduktion und Marktbalance

EIA Monats­report Juli

  • Der am 9. Juli von der EIA veröffentliche Monatsbericht ist in den Zahlen 'bullischer' ausgefallen als der vom Vormonat.
    [Angaben in Mio. Barrel/Tag; global]
  • •  Ölverbrauch '24:   102,9    (Zuwachs  +1,1)
    •  Ölverbrauch '25:   104,7    (Zuwachs  +1,8)
  • •  Ölproduktion '24:  102,4    (Zuwachs   -0,5)
    •  Ölproduktion '25:  104,6    (Zuwachs   -0,1)
     
  • Der Durchschnittspreis für Brent Rohöl wird für 2024 bei 86,4 und für 2025 bei 88,4 Dollar/Barrel prognostiziert.

 

OPEC, Opec+

Ölproduktion und Strategie der OPEC

  • An den Ölbörsen drehte in den ersten Juni-Tagen alles um die jüngsten OPEC-Beschlüsse. Die Förderquoten der OPEC+ Länder werden zwar bis 2025 implementiert bleiben, aber die Extrakürzungen von 2,2 Mio. Barrel, die vor allem Saudi-Arabien aber auch Russland stemmen, werden ab Oktober schrittweise zurückgefahren. Und genau das wird von den Marktteilnehmern außergewöhnlich 'bärisch' gewertet. Die Ölpreise purzelten, erholten sich Anfang Juni aber schnell wieder.
     
  • Das Opec-Mitglied Irak und das Plus-Mitglied Kasachstan haben im März und April Rohölmengen deutlich über ihrer Quote produziert. Beide Länder werden von der Gemeinschaft aber zur Drosselung in die Pflicht genommen, um bis zum Sommer dann konform zu ihren Quoten zu sein. Der Irak produzierte rund 390.000 Barrel/Tag zu viel, Kasachstan 600.000 B/T über Quote. Das gleiche gilt für Russland, das jetzt einen Ausgleichsplan kundtun muss.
     
  • Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) investieren stark in den Sektor Ölproduktion. Die derzeitige Produk­tions­leis­tung liegt bei etwa 4,3 Mio. Barrel am Tag. Bis 2027 will die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) diese Kapazitäten auf 5,0 Mio. B/T ausbauen, was zuvor das Ziel erst für 2027 war. Der Löwenanteil dieses Kapazitätsausbau wird in den Export gehen. Die VAE waren in 2022 der siebtgrößte Produzent flüssiger Brennstoffe weltweit und der drittgrößte unter den OPEC-Ländern. Das Land verfügt über etwa 111 Milliarden Barrel an nachgewiesenen Rohölreserven.
     
  • Langzeitausblick:  Die OPEC prognostiziert, dass die weltweite Ölnachfrage bis 2043 auf 110 Mio. Barrel/Tag ansteigen wird. Das wäre ein Bedarfsanstieg von +8,5% in den nächsten zwei Jahrzehnten.
     

 

Onshore Öllager

Russland:  Ölembargo / Export­mengen

  • Russlands Rohölexporte verzeichneten im Juni einen starken Mengen­­rück­gang. Es wurden vom Dienstleister Keplr die niedrigsten Ausfuhr­­mengen seit Februar festge­stellt.
     
  • Die Ukraine meldet in der zweiten Aprilwoche schwere russische Angriffe auf die kritische Infrastruktur, insbesondere der
    Energieversorgung. Das Ziel der Marschflugkörper und Drohnen sind Anlagen zur Stromerzeugung und -verteilung in wichtigen Regionen, wo die Luftabwehr Defizite hat. Dabei setzt Moskau auch besonders gefürchtete Raketen und Gleitbomben ein.
     
  • Mit Beschädigungen und Bränden in mehreren Ölraffinerien und einer Pipeline durch ukrainische Drohnen­ein­schläge und Spreng­stoff­anschläge wird Russland derweil keine Mineral­öl­kraft­stoffe mehr exportieren. Das hängt gezwun­gener­maßen mit den Raffi­nerie- und Pipeline-Unter­brech­ungen zusammen.
     
  • Moskau hat neue Produktionsquoten für das 2. Quartal vorgegeben, auch um die gegenüber der OPEC+ zugesagten Drosse­lungen einzu­halten:
    Bis Ende Juni will Russland auf 9,0 Mio. B/T reduzieren. Im ersten Quartal 2024 bewegt sich die Ölförderung bei 10,7 - 10,8 Mio. Barrel am Tag. Die Rohölförderung soll im April um -350.000 Barrel/T und im Mai -400.000 B/T verringert werden. Parallel sollen Russlands Ölexporte
    um -120.000 B/T und im Mai noch mal um -70.000 B/T sinken. Der Rest an Versor­gungs­drosse­lung soll dann im Juni erfolgen, um auf die Gesamt­menge auf die eingangs genannten 9,0 Mio. Barrel am Tag zu drücken.
     
  • Die westlichen Sanktionen gegenüber Russland zeigen zuneh­mend Wirkung. Russland droht die wirt­schaft­liche Isolation. Putin gerät mehr und mehr unter Druck, da offenbar auch China nun klare Signale setzt. Mehrere chinesische Banken haben den Zah­lungs­ver­kehr mit Russland eingestellt. Am schwersten wiegt dabei der Rückzug der größten Volksbank Chinas, der ICBC, aus einem Geschäft mit Moskau. Es folgten weitere Banken und Kreditinstitute mit ähnlichen Schritten.
     
  • Russland hat auf "Kriegswirtschaft" umgestellt:
    Die Industrieproduktion in Russland hat sich gravierend ver­än­dert. Dabei stellt der Verteidigungssektor die Produktion ziviler Produkte in den Schatten. Erstmals seit dem Zusam­men­bruch der Sowjet­union über­treffen die Militär­aus­gaben das Sozial­budget bei weitem. Fast 1/3 des Staatshaushalts für 2024 sind für die Rüstungsgüter vorgesehen. Die Sozialausgaben, ein­schließ­lich Gehälter, Renten und Sozialleistungen machen nur 1/5 des Budgets aus. Dieser Umschwenk hin zur Kriegs­wirt­schaft bedroht die sozialen und humanitären Bedürfnisse.
     
  • Der „Hauptmotor“ der russischen Wirtschaft ist der Ukraine-Krieg. Die Schäden dieser „Kriegswirtschaft“ werden gra­vier­en­der. Ökonomen sagen, dass Russland aufgrund der wirt­schaft­li­chen Entwicklung und den industriellen Umstellungen zu einem Dauerkrieg verdammt sein wird. Sehr lange wird die Situation dem wirtschaftlichen Druck nicht standhalten können. Anderseits ist Russlands Wirtschaft derart abhängig vom Ukraine-Krieg, dass Putin es sich weder leisten kann, den Krieg zu gewinnen noch zu verlieren, so die Thesen einiger Marktexperten.
     
  • Das Embargo der größten westlichen Industriestaaten gegen Russland hat zu einem Schwenk der russischen Rohöl­liefe­rungen vorrangig nach Asien, vor allem nach Indien, geführt. Die Sanktionen des Westens waren in 2023 unterm Strich wirkungs­los. Mit den jüngsten verschärften Trans­port­sanktionen seitens der USA dreht sich das aber offenbar. So soll im Februar ein großer Teil der für Russlands Öltrans­porte vorge­sehenen Öl­tanker unbeladen vor den Ölhäfen dümpeln.
     
  • Ölproduktionsmengen Russlands:
    -  2022:   10,7 Mio. Barrel am Tag.
    -  2023:   10,5 Mio. Barrel am Tag.
    -  Schätzung für Q1 2024:  10,1 Mio. B/T.
     

 

Big Oil geht weg von Russland

US Ölmarkt

  • Laut GlobalData betrug die amerikanische Rohölproduktion im Permian Basin im zweiten Quartal 5,5 Mio. Barrel am Tag. Die Erdgas­pro­duktion in diesem Gebiet lag bei  654 Mio. Kubik­meter pro Tag.
     
  • US-Wetterdienste prognostizieren für Juli bis November 2024 eine extrem aktive Hurri­kan­saison für den Atlantik, mit ent­spre­chen­dem Gefahren­poten­zial für den Golf von Mexiko und die US Ostküste.
     
  • Die EIA hat ihre Prognose für die US Ölproduktion in 2024 um 280.000 Barrel auf 13,2 Mio. Barrel pro Tag und für 2025 um +510.000 Barrel auf 13,7 Mio. B/T erhöht. Gleichzeitig hat der Ölverbrauch in den USA im ersten Halbjahr um 1,0 - 1,5 % auf 20,8 Mio. B/T zugenommen.
     
  • Die Ölförderung in den USA erreichte in 2023 einen Rekordwert von über 12,9 Millionen Barrel am Tag. Die größten Stei­ger­ungen mit +1,0 Mio. B/T verzeichnete dabei die 'Permian Basin' Region in Texas/New Mexico. Im Frühjahr 2024 bewegte sich die Ölförderleistung bei 13,1 Barrel am Tag, mit Ambitionen nach oben.
     
  • Die USA haben in den letzten Monaten mengenmäßig die Führungsrolle als Europas Lieferant von Rohöl, Diesel und LNG (Flüssiggas) eingenommen. Das ist auch dadurch begründet, dass viele Tanker aus dem ara­bi­schen Raum ganz Afrika umfahren, weil die Region 'Rotes Meer' ein anhaltend hohes Transportrisiko birgt. Die USA liegen bei allen wichtigen Energierohstoffen für Europa mittlerweile an der Spitze.
     
  • Die US Ölförderung im Golf von Mexico soll deutlich anwachsen und bis 2026 von ihrem Niveau von von 2023 mit 2,2 Mio. Barrel/T auf ein Allzeithoch von 2,6 Mio. B/T zulegen. Projekte zur Kohlenstoffabscheidung und deren Tiefenspeicherung werden der nächste Schwerpunkt der Offshore-Entwicklungen im US-Golf von Mexiko sein.
     

 

Ölproduktion, Lagermengen, Energiesektor, erneuerbare Energien

Chinas Wirtschaft und Ölbedarf

  • China bewegte sich zu Jahresbeginn in der kritischen Deflation. Die Teuerungsrate für Januar wurde negativ ermittelt mit -0,8% (Vormonat -0,3%). Mit der starken Deflation steht Chinas Wirtschaft zunehmend unter Druck. Diese Entwicklung ist durchaus bedenklich. Der Januar verzeichnete den stärksten Rückgang der Ver­brau­cher­preise seit 2009.
     
  • Die jüngsten Konjunkturdaten aus China sind sehr gemischt. Mehrere Wirtschaftszweige kriseln bedenk­lich, vor allem auch der Immo­bilien­sektor. Peking ist dabei, neue Konjunk­tur­pro­gramme aufzu­legen. Der Außenhandel ist im Februar aber positiv wieder angesprungen.
     
  • Daten des chinesischen Nationalbüros für Statistik zeigen, dass der Mengendurchsatz der chinesischen Raffinerien im zweiten Halbjahr 2023 bei knapp 15 Mio. Barrel am Tag lag. Das entspricht einem Anstieg von 17 - 18% gegenüber dem Vorjahr.
     
  • Chinas Schiffswerften sind mit einer Schwemme an neuen Bestellungen von LNG-Tankern regelrecht überzogen. In 2024 sollen dort 55 neue LNG-Großtanker gefertigt werden.
     
  • Die chinesische Zentralbank hat im August den Yuan auf einen sehr tiefen Wechselkurs-Stand gesetzt und versucht mittels der abgewerteten Währung die Exporte anzukurbeln. In Anbetracht der deutlich nachlassenden Warennachfrage seitens der USA mögen diese Maßnahmen jedoch nicht hinreichen.
     

 

Konjunktur Chinas

Klimage­fahren

  • Der COP28 Gipfel mit gemeinsamer Abschlusserklärung wird als Wende­punkt im Klima­kampf gefeiert. Das globale Abkommen zur Abkehr von fossilen Brennstoffen wird als ist ein wichtiger Meilenstein in der globalen Ausrichtung hin zu einem kohlen­stoff­armen Energie­wirtschaft gesehen. Der Text enthält auch Verein­barungen, den Einsatz erneuer­barer Energien zu ver­drei­fachen und die Effizienz­steige­rungs­rate bis zum Ende des Jahrzehnts zu verdoppeln. Es müssen aber die als Ziel gesetzten notwen­digen Schritte dann auch faktisch folgen.
     
  • 'World Enery Outlook' der IEA:
    Die Kombination aus einer voranschreitenden Energiewende, gepaart mit strukturellen Veränderungen der Weltwirtschaft, wird in der Zukunft erhebliche Auswirkungen auf den Öl- und Gasweltmarkt haben. Die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen werden in 2025 ihren Höhepunkt erreichen. Die Pariser Klimaziele bleiben aber ohne die internationale Zusam­men­arbeit absolut unerreichbar!
    Die globalen Treibhausgasemissionen haben in 2023 einen neuen Rekord erreicht. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe nahm zu und die Welt erlebte den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen.
     
  • Die Investitionen in erneuerbare Energien müssen vervierfacht werden, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.
    Die IRENA (Inter­natio­nal Renew­able Energy Agency) hat berechnet, dass sich die weltweiten Investi­tionen in Tech­no­logien zur Energie­wende auf 5 Billionen jährlich vervier­fachen müssten, um den Tempe­ratur­anstieg auf +1,5 °C zu begrenzen. Täte man das nicht, käme das unsagbar teurer mit kata­stro­phalen Folgen.
    Laut UN ist kein „glaubwürdiger Weg“ beschritten, um den Anstieg der globalen Temperaturen bis 2040 auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Beim derzeitigen Kurs werden sie bis 2050 um 2,8°C ansteigen.
     
  • Während sich Dürren und Waldbrände in Asien, Australien und Europa häufen, wird in Afrika mit mehr Über­schwem­mungen gerechnet. Neben den mensch­lichen sind auch die wirt­schaft­lichen Folgen enorm und um ein Viel­faches höher, als bisher ange­nommen. El Niño wird der Welt Billionen an Euro kosten!
     
  • Die Europäische Union verschärft ihre Ziele für die erneu­erbaren Energien erneut. Die EU ist dabei die Ziel­schwelle für den Anteil der Energieerzeugung aus Erneu­er­baren bis 2030 von 32% auf 42,5 % anzuheben. Das gleiche Anteils­ziel wird für die Wasserstofferzeugung aus Erneuerbarer Energie gesetzt.
     
  • Auch der Weltklimarat schlug mit seinem jüngsten Bericht Alarm hinsichtlich einer unbestreitbar beschleunigten Klimaerwärmung. Demnach könnte eine Erderwärmung um 1,5 Grad bei aktueller Entwicklung bereits bis 2030 erfolgen. Bislang hatte man damit erst etwa zehn Jahre später gerechnet. Dieses ist weder um­kehr­bar noch stoppbar. Diese Prozesse können mit größten Anstrengungen lediglich verlangsamt werden.
    Und statt zu sinken, steigen die globalen CO2-Emissionen. Die globale Erwärmung schreitet noch schneller voran als vorausberechnet. Deren Folgen werden verheerend(!) ausfallen.
     
  • Die Menschheit ist auf dem unverantwortlich kritischen Weg, bis zum Jahr 2030 doppelt so viel an fossilen Brennstoffen zu verbrennen, wie verkraftbar wäre um die Erderwärmung unter +1,5 ° C zu halten. Auch diese Zahl wird bereits gravierende und umwälzende Folgen für das globale Ökosystem mit sich bringen. Diese Auswirkungen sind absolut unumkehrbar und niemals wieder gutzumachen. "Wir sind in einem tiefen Loch - und wir müssen sofort aufhören zu graben", beschwört das unabhängige Stockholm Environment Institute (SEI).
     

 

Klima-Krise

Wasserstoff / E-Fuels:  Neue Projekte

  • In Vision soll die Nordsee zum 'Green Power House' für Europa werden.
     
  • Der niederländische Netzbetreiber Tennet will mit Milliarden­investi­tionen den Ausbau von Leistungs-Strom­leitungen der dortigen Wind­parks vorantreiben. Siemens Energy sicherte sich dabei einen Milli­arden­auftrag. Beide Unter­nehmen sprechen von einem Meilen­stein für die euro­päische Energie­wende.
     
  • Die HH2E AG und die Schweizer MET Group haben ein Joint Venture für Entwicklung und Bau der bisher größten Produk­tions­anlagen für grünen Wasserstoff in Europa in Lubmin (Mecklen­burg-Vorpommern) gestartet. Das Projekt soll in der ersten Ausbau­stufe den Bau einer Power-to-X-Anlage der neuen Generation mit einer Kapazität von rund 6.000 Tonnen (200.000 MWh) grünem Wasserstoff pro Jahr ab 2025 umfassen. In Aus­bau­stufe 2 ist eine Leistung von über 1 GW ab 2023 geplant, wodurch mehr als 60.000 Tonnen grüner Wasser­stoff pro Jahr produziert und über 800.000 Tonnen direkter CO2-Emis­si­onen jährlich vermieden werden können. Die Gesamt­investi­tionen dürften 1 Milliarde Euro übersteigen.
     

 

Entwicklung Ölmarkt

Gas-Liefer­ströme in Europa

Gasimporte, Gasexporte
Quelle: IEA, Paris      rot = Exporte eines Landes   grün = Importe eines Landes

 


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