Ölmarktthemen / Marktinfos / Hintergründe
Analysen und Prognose zur Ölpreisentwicklung
Enwicklungen und Fakten
- Der US Öl-Multi Chevron zieht sind aus dem Kongo zurück. Chevron hat den Verkaufsprozess einer dortigen Öl- und Gasanlagen im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar eingeleitet.
- Neues Ölfeld in Norwegen: Der Ölexplorer AkerBP hat ein neues Ölfeld im Yggdrasil-Gebiet des norwegischen Festlandsockels bestätigt. Die förderbare Menge soll bis zu 90 Mio. Barrel Rohöl umfassen, was um Faktor 3 mehr ist, als die im Vorfeld geschätzte Menge.
- Laut Erhebung der Joint Oil Data Initiative (JODI-Report) ist die globale Ölnachfrage um +3,0 Mio. Barrel/T auf ein neues Allzeithoch angestiegen, während die weltweite Ölproduktion um -0,5 Mio. B/T gesunken ist. Die Zahlen machen sehr deutlich, dass die Sorge vor einer Verknappung auf dem Ölmarkt im weiteren Jahresverlauf absolut real ist, sofern sich Chinas Wirtschaft relativ positiv weiterentwickelt.
- Saudi Aramco stellt die Produktionserschließung des neuen riesigen offshore Erdgasfeldes 'Safaniyah' zurück. Dieses Areal gilt als das größte Offshore-Feld der Welt.
- Die Ölproduktion Nigerias ist Mitte Mai auf ein 7-Monats-Tief gesunken. Streiks verursachten Ausfälle in der Größenordnung von 300.000 B/T. Damit lag die Ölförderleistung des Opec-Landes unterhalb von 1 Mio. Barrel pro Tag.
- Rohöl aus Nordirak ist immer noch abgeschnitten. Nach dem erzwungenen Förder- und Exportstopp sollten die Exporte von kurdischem Öl per Pipeline zum türkischen Hafen Ceyhan an Ostern wieder aufgenommen werden - Was aber nicht erfolgte. Ankara blockiert weiterhin. Ein Dauerausfall ist zumindest nicht undenkbar.
- In Venezuela ist der staatliche Ölkonzern PDVSA dabei, die Ölproduktion des Landes wieder zu erhöhen. Bis zum Jahresende will man die Förderleistung um ein Drittel auf 1,0 Mio. B/T zu steigern. Dabei sollen seismische Vermessungsdaten mit 3D-Unterstützung neu ausgewertet werden, um das Förderequipment effektiver einzusetzen.
- Argentinien öffnet seine offshore Areale für Bohrungen. Ausgestattet mit extrem vielversprechenden Schieferölvorkommen an Land erwägt die argentinische Regierung nun eine neue Lizensierungsrunde für offshore Öl- und Gasblöcke durchzuführen. Die ersten Offshore-Bohrplattformen werden wahrscheinlich im Herbst mit den Förderbohrungen beginnen.
- Indiens Importkäufe von russischem Rohöl sind weiter angewachsen. Beide Seiten profitieren. Indiens Kraftstoffverbrauch ist im März auf ein Rekordhoch gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der Tagesbedarf um +5% auf 4,8 Mio. Barrel. Die Wirtschaft Indiens brummt und zeigt sich zunehmend öldurstiger. Da kommt das vergünstigt zu beziehende 'Ural Crude' Oil gerade recht. Insgesamt bleibt die steigende Nachfrage aus Asien ein 'bullischer' Schlüsselfaktor für den Weltölmarkt.

Ölmengenpolitik der OPEC+
- OPEC-Plus Konferenz vom 4. Juni: Die Interessengemeinschaft der Opec-Plus hat beschlossen, ihr Produktionsziel für 2024 auf rund 40 Mio. Barrel am Tag zu senken. Das teilte das Ölkartell nach zweitägiger Konferenz in Wien mit. Damit verringern sich die Ölfördermengen im Vergleich zu der aktuell angepeilten Produktion noch mal um knapp 1,4 Mio. Barrel am Tag. An den derzeitigen Quoten für das zweite Halbjahr haben die ölexportierenden Länder keine Änderungen vorgenommen, ermahnen allerdings die Abweichler zur strikteren Einhaltung. Zusätzlich wird der Leader Saudi-Arabien im Juli eine freiwillige einmonatige Fördermengendrosselung von 1,0 Mio. B/T umsetzen. Diese Kürzung der Saudis kann bei Bedarf auch verlängert werden. Saudi-Arabien benötigt einen Ölpreis von >= 78 Dollar/B für einen ausgeglichenen Staatshaushalt. Am Montag werden die Ölbörsen diesen Beschluss des Ölkartells bewerten und einpreisen.
- Die Vereinigten Arabischen Emirate haben angekündigt, ihre Rohölproduktion von derzeit 3,0 Mio. Barrel/Tag bis 2027 auf 5,0 Mio. B/T zügig ausbauen zu wollen, um die rückläufige Ölförderleistung anderer Opec-Länder auszugleichen.
- Saudi-Arabien: Der Opec-Leader will bis 2027 seine Produktionskapazität an Rohöl auf 13 Mio. Barrel pro Tag ausbauen, auch wenn man zum Jahreswechsel auf 2023 zunächst den Ölausstoß drosselt und die Angebotspreise für Januar-Kontrakte nach Südostasien preislich herabgesetzt hat. Offenbar versuchen die Saudis dortige Marktanteile gegen billiges russisches Öl zu behaupten. Südostasien ist dabei ein sehr wichtiger Absatzmarkt, der allerdings seit Wochen von dünnerer Nachfrage gekennzeichnet ist.

Russland: Ölembargo / Ölpreis-Deckel / Exportmengen
- Die Ölexporte Russlands sind nach Einschätzung der IEA (Paris) trotz der Sanktionen der westlicher Länder auf die höchste Menge seit drei Jahren gestiegen. Die Öllieferungen ins Ausland nahmen im März um 600.000 Barrel auf im Mittel 8,1 Mio. Barrel am Tag zu. Demzufolge exportiert Russland so viel wie zuletzt im April 2020. Das Embargo der größten westlichen Industriestaaten gegen Russland hat zu einem Schwenk der Rohöllieferungen vorrangig nach Asien geführt. Viele asiatische Raffinerien kaufen große Mengen des preiswerteren russischen Rohöls.
Die russischen Ölfirmen sind dabei, die Ölproduktion zu steigern. Laut jüngster Erhebung von Reuters hat Russland im Mai annähernd 2,4 Mio. Barrel pro Tag aus seinen geografisch westlichen Häfen exportiert. Die höchsten Mengen seit vier Jahren. Russland hat Saudi-Arabien als Chinas größter Öllieferant überholt.
- Russland hat während seines Ukraine-Kriegs für den deutschen Außenhandel massiv an Bedeutung verloren. Vor allem brachen die Energielieferung ein, so Erdgas um -99,8%. Der Warenhandelswert ging insgesamt um 91% zurück.
- Loch in Russlands Staatshaushalt: Der Angriffskrieg in der Ukraine reißt ein Loch in den russischen Staatshaushalt. So meldete das russische Finanzministerium ein Milliardendefizit bei den Staatsfinanzen. Die Produktion von Militärgütern hält die Industrie zwar am Laufen, kann die zurückgegangenen Einnahmen aus den Energieexporten aber nicht ausgleichen. Ein Staatsfonds Moskaus muss das ausgleichen, welcher dadurch zunehmend ausblutet.
- Die Importkäufe Indiens an russischem Rohöl sind weiter angewachsen. Der Kraftstoffverbrauch in Indien ist im März auf ein Rekordhoch gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der Tagesbedarf um +5% auf 4,8 Mio. Barrel. Die Wirtschaft Indiens brummt und zeigt sich zunehmend öldurstiger. Da kommt das vergünstigt zu beziehende Ural Crude Oil gerade recht.
- Russland hat ab März geltend eine maximale Rabatthöhe auf seine Rohölexporte festgelegt. Diesbezüglich hat Moskau den Preisnachlass von 'Ural Crude' gegenüber der Leitsorte Brent für April auf 34 Dollar/B begrenzt. Bis zum Juli soll dieser Preisvorteil schrittweise auf 25 Dollar/b weiter reduziert werden. Damit sollen die Öleinnahmen Russlands abgesichert werden.

Markteinschätzungen
- Die US Investmentbank Goldman Sachs bezeichnet die am 4. Juni verkündeten Schritte der OPEC+ als 'moderat bullisch'. So mögen die Zusatzkürzungen Saudi-Arabiens den Brent-Preis um 1 - 6 Dollar erhöhen, abhängig davon, wie lange der Opec-Leader seine Produktionsmengen drosselt. Es mehren sich die Anzeichen, dass der Ölmarkt in der zweiten Jahreshälfte merklich knapper werden dürfte. Die Analysten von Rystad Energy sehen sogar ein Marktdefizit von 3 Mio. B/T oder mehr.
- Die EIA prognostiziert, dass die Weltölnachfrage Anfang 2024 auf die Rekordmenge von 103,0 - 103,7 Mio. Barrel am Tag ansteigen wird. Das bisherige Rekordniveau lag bei 102,3 Mio. B/T.
- Laut dem IWF wird sich das globale Wachstum von 3,4% in 2022 auf 2,9% in 2023 verlangsamen, doch die Aussichten sind inzwischen „weniger düster“ als noch im Herbst. Für 2024 rechnen die Ökonomen mit einem Wachstum von 2,1%. Insgesamt stellt der IWF eine recht hohe Widerstandsfähigkeit in zahlreichen Volkswirtschaften fest, so dass es nicht zu einem Abrutschen in eine globale Rezession kommen dürfte.
- Opec-Chef 'Al Ghais' teilte mit, dass global sehr viel mehr Investitionen in den Ölförderbereich unumgänglich seien, um den Markt in den nächsten Jahren halbwegs stabil und ausgeglichen zu halten.
- Die Weltbank rechnet in jüngstem Marktbericht damit, dass die Ölpreise in Prognose für 2023 bei 92 Dollar je Barrel und für 2024 bei nur noch 80 Dollar/B im Mittel sich bewegen werden.

US Ölmarkt
- In der dritten Maiwoche erfuhren die US Öllager unerwartet starke Bestandsabbauten:
Laut API: -15,0 Mio Barrel. Laut DOE: -15,2 Mio. Barrel zur Vorwoche.
- Die USA beginnen ab August mit dem Wiederauffüllen ihrer SPR-Notreserven, indem 3 Mio. Barrel in dem Monat aus dem Markt gekauft und eingelagert werden (bullisch).
- DUCs: Die in den USA gebohrten, aber nicht fertig erschlossenen Ölquellen sind im April mit -42 auf 4.863 Ölförderlöcher gesunken. So niedrig war die Anzahl der DUCs seit Mai 2014 nicht mehr.
- Die EIA (US Energieinformationsbehörde) erwartet, dass sich die Rohölproduktion der USA in diesem Jahr um +5% auf 12,5 Mio. B/T erhöht. Für 2024 wird ein weiterer Zuwachs um +1% auf durchschnittlich 12,7 Mio. Barrel an Tagesförderleistung prognostiziert. Der Ölverbrauch der USA dürfte binnen Jahresfrist um 1 - 1,5 % auf 20,8 Mio. B/T zunehmen.
- Laut jüngsten Vorhaben soll die Öl- und Erdgasförderung im Golf von Mexico in den nächsten drei Jahren um fast 20% steigen und bis 2025 von ihrem derzeitigen Niveau von 2,2 Mio. Barrel/T auf ein Allzeithoch von 2,6 Mio. B/T ansteigen. In diesem Jahr wurden bereits zwei neue Förderplattformen in Betrieb gestellt. Die 'Vito' Plattform von Shell mit 100.000 B/T und die 'Argos' Plattform von BP mit 140.000 B/T an offshore Ölförderkapazität. In den nächsten zwei Jahren werden zudem Förderanlagen von Whale, Anchor und Salamanca hinzukommen und die Produktion noch mal um 235.000 B/T erhöhen.
Projekte zur Kohlenstoffabscheidung und deren Tiefenspeicherung werden der nächste Schwerpunkt der Offshore-Entwicklungen im US-Golf von Mexiko sein.
- Washington hat grünes Licht für neue Bohrungen im Öl/Gas-Projekt Alaska 'North Slope' gegeben, wenn auch auf 7 Milliarden Dollar reduziert und begrenzt. Das löste sofort Proteste der Umweltschützern aus. ConocoPhillips will im nördlichen Teil Alaskas Vorkommen von 600 Mio. Barrel zur Förderung erschließen.

IEA-Monatsreport Mai
- Der Monatsbericht Mai der Internationalen Energieagentur (IEA) ist 'bullisch' ausgefallen. Darin unterstreicht die IEA, dass Chinas Ölnachfrage weiterhin die Erwartungen übertrifft. Deshalb wird in der zweiten Jahreshälfte mit einer immer größeren Schere zwischen Angebot und Nachfrage gerechnet.
- Im März hat Chinas Rohölnachfrage mit 16,0 Mio. B/T ein neues Rekordhoch erreicht und werde weiter zulegen. Deshalb dürfte die globale Nachfrage im zweiten Halbjahr das Mengenangebot auf dem Weltmarkt um bis zu 2,0 Mio. Barrel/T übersteigen. Auf der anderen Seite zeigen sich Russlands Ölexportmengen als robust. Mit 8,3 Mio. B/T bewegen sie sich lediglich um 0,2 Mio. Barrel/T unter den Mengen von vor dem Ukraine-Krieg.
- Mengenangaben für 2023 in Mio. Barrel/Tag:
¤ Ölnachfrage weltweit: 102,0 (vorher 101,9)
¤ Nachfragezuwachs: +2,2 (vorher +0,2)
¤ Ölangebot weltweit: 101,1 (unverändert)
¤ Angebotszuwachs: +1,2 (unverändert)
¤ Russlands Ölexporte April 8,3 (+0, zu März)

EIA-Monatsreport Mai
- Ölförderung vs. Weltölbedarf [in Mio. Barrel/Tag]:
» Globale Ölproduktion 2023: 101,3
» Globale Ölproduktion 2024: 103,0
» Globaler Ölverbrauch 2023: 101,0
» Globaler Ölverbrauch 2024: 102,7 - Preisprognosen 2023/2024
» 2023 WTI : 73,6 Dollar/B
» 2023 Brent : 78,7 Dollar/B
» 2024 WTI : 69,5 Dollar/B
» 2024 Brent : 74,5 Dollar/B
- Die EIA sieht in ihrem Monatsreport Mai das globale Ölnachfragewachstum für 2023 bei +1,56 Mio. B/T und für 2024 bei +1,72 Mio. B/T.
Der Fördermengenzuwachs wird mit +1,49 Mio. B/T und für 2024 mit +1,68 Mio. B/T beziffert.
Beim Durchschnittspreis für die Leitsorte Brent ist von der EIA für 2023 um -6,4 Dollar und für 2024 um -6,7 Dollar je Barrel nach unten korrigiert worden.

Ukraine-Krieg und Auswirkungen
- Russland verzeichnete in den ersten vier Monaten des Jahres bei Staatshaushalt ein Defizit von 3,4 Billionen Rubel (44 Mrd. Dollar). Der Grund dafür sind steigende Rüstungsausgaben wegen des Ukraine-Kriegs, bei gleichzeitig sinkenden Einnahmen aus den Energieexporten. Russisches Öl und Gas unterliegt einer Reihe westlicher Sanktionen, die den Verkauf in den Westen einschränken und auch versuchen, den Weltmarktpreis dafür zu begrenzen.
Auf der anderen Seite zeigen sich Russlands Ölexportmengen als robust. Mit 8,3 Mio. B/T bewegen sie sich lediglich um 0,2 Mio. Barrel/T unter den Mengen von vor dem Ukraine-Krieg.
Mit Verhängung der Sanktionen des Westens gegen Russland hat Moskau inzwischen längst eine dunkle Öltankerflotte geschaffen. Diese Schiffe halten sich nicht an internationale Sicherheits- oder Umweltschutznormen. Deren Frachtladungen entgehen den Sanktionsmaßnahmen.
- Die Ukraine erobert Mitte Mai Gebiete bei Bachmut zurück. Obwohl die großangelegte Gegenoffensive der Ukraine nicht bei Bachmut erwartet wird, erreichten die ukrainischen Kampfverbände dort Gebietsrückgewinne. Vor allem reguläre russische Truppen erlitten Verluste und zogen sich fluchtartig zurück. Wagner-Chef Prigoschin kritisierte Putin zum ersten Mal direkt und scharf.
- Russland startete Ende April und im Mai in verstärktem Maße neue Raketenangriffe auf die Ukraine, so auf die Hauptstadt Kiew und auf Krementschuk, Dnipro, Mykolajiw, Poltawa und Tscherkassy.
- Die westlichen Atommächte haben beschlossen, den Uran-Dominator Russland aus dem Uran-Bezugsmarkt zu verdrängen. Die G-7-Staaten wollen ihre Kernbrennstoffkapazitäten bündeln, um Russland herauszufordern. Die vom Kreml geführte Rosatom dominiert die globalen nuklearen Lieferketten. Die G7-Mitglieder USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien und Japan haben sich Mitte April verpflichtet, im Zuge der westlichen Sanktionen wegen des Ukraine-Krieges Russlands Staatseinnahmen aus den Uranenergie-Lieferungen abzuschneiden. Der Nuklearriese Rosatom Corp., ist der weltgrößte Exporteur von Reaktoren und Uranbrennstoff.
- NATO-Chef Stoltenberg warnt: "Putin plant nicht für Frieden, er plant für mehr Krieg. Es läuft ein Zermürbungskrieg."
Der Generalsekretär glaubt nicht an ein rasches Kriegsende in der Ukraine. Daher müsse der Westen wohl noch lange Zeit Waffen und Ausrüstung an Kiew liefern.
Außerdem heißt es: "Sollte die Ukraine den Krieg verlieren, so werden dadurch die Europäer unweigerlich zur Kriegspartei."
Um das zu verhindern, muss der Westen gemeinschaftlich schnell mehr effektive Waffen und Munitionsmengen den Ukrainers liefern. Je mehr militärische Erfolge die Russen verbuchen, umso geringer werden die Aussichten und Möglichkeiten von Friedensverhandlungen.

Wasserstoff / E-Fuels: Neue Projekte
- Die HH2E AG und die Schweizer MET Group haben ein Joint Venture für Entwicklung und Bau der bisher größten Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff in Europa in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) gestartet. Das Projekt soll in der ersten Ausbaustufe den Bau einer Power-to-X-Anlage der neuen Generation mit einer Kapazität von rund 6.000 Tonnen (200.000 MWh) grünem Wasserstoff pro Jahr ab 2025 umfassen. In Ausbaustufe 2 ist eine Leistung von über 1 GW ab 2023 geplant, wodurch mehr als 60.000 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr produziert und über 800.000 Tonnen direkter CO2-Emissionen jährlich vermieden werden können. Die Gesamtinvestition dürften 1 Milliarde Euro übersteigen.
- Der niederländische Netzbetreiber Tennet will mit Milliardeninvestitionen den Ausbau von Windparks in der Nordsee vorantreiben. Siemens Energy sicherte sich dabei einen Milliardenauftrag. Beide Unternehmen sprechen von einem Meilenstein für die europäische Energiewende.
- In Vision soll die Nordsee zum 'Green Power House' für Europa werden.

Geopolitik / Weltordung
- G7-Vorschlag der Lieferketten-Partnerschaft:
Die starken Volkswirtschaften der westlichen Welt wollen eine neue Partnerschaft für Lieferketten ins Leben rufen. Diese soll auch anderen Nationen offenstehen. Für den Beitritt anderer Ländern werden aber Mindeststandards in Bezug auf Menschenrechte und Umweltpolitik verlangt werden. Die Übereinkunft der G7 ist weitgehend ausgearbeitet und soll auch Details zur Diversifizierung der Lieferketten enthalten. Noch in 2023 soll der Start des Gemeinschaftsvorhabens erfolgen.
- Taiwan:
Laut Statements aus Peking strebt China hinsichtlich Taiwan die "friedliche Vereinigung" an. Im anderen Fall werde man auch nicht vor einer militärischen Eskalation zurückschrecken. Diese Aussagen wurden wiederholt in Richtung Washington ausgesprochen.
- Chinas neuer Außenminister warnte zuletzt davor, dass die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China die Gefahr darstellen, dass sich die Spaltung zwischen den beiden größten Volkswirtschaften mehr und mehr vergrößert und verfestigt.
Washington sieht in China mittlerweile die größte Gefahr für die freie Weltordnung, weil Peking langfristig die Weltherrschaft seines Systems anstrebt und dies auch artikuliert hat: China sei das einzige Land, das sowohl die Absicht als auch die wirtschaftliche, militätische und technologische Macht hat, die Welt nach deren Ordung umzugestalten. Peking kündigt das unverholen als Ziel für Mitte des Jahrhunderts an. Washington will keinen neuen kalten Krieg, will diese beängstigende Entwicklung aber verhindern wo es nötig wird.
China unterstützt seinen politisch systemverbrüderten Partner, indem es russische Energieressourcen aufkauft und im Gegenzug Industriegüter und Technologiekomponenten zurückverkauft, um westliche Sanktionen in Teilen auszugleichen. Das wiederum wird China weiter in die gleiche Ecke drücken, in der sich Russland bereits wiederfindet.
Chinas Präsident Xi Jinping: „Westliche Länder – angeführt von den USA – haben eine vielseitige Eindämmung, Einkreisung und Unterdrückung gegen uns eingeführt, was die Entwicklung unseres Landes vor beispiellos schwere Herausforderungen stellt“.
China musste Russlands Invasion in der Ukraine nicht gutheißen. Es entschied sich aber dafür, einen globalen Paria zu unterstüzen. Nicht zuletzt wegen Eigeninteressen in Bezug auf eine angestrebte Einverleibung Taiwans.
- Peking bezeichnet die Beziehungen Chinas zu Russland als „ein neues Modell“ für die Welt. Dabei würden zwei Nationen nicht auf Konfrontation gehen. Diesbezüglich warnt Washington Peking davor, Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine zu unterstützen. Chinas Außenministerium betont, dass eine wichtige Erkenntnis aus dem Erfolg der chinesisch-russischen Beziehungen es sei, dass sich beide Staaten aus dem Modell der militärischen und politischen Bündnisse des Kalten Krieges herausheben. Man fühle sich verpflichtet, ein neues Modell internationaler Beziehungen zu entwickeln. China sei bereit, mit Russland zusammenzuarbeiten, um die Weltordnung „in eine gerechtere und vernünftigere Richtung“ zu bringen, heißt es offiziell aus Peking.
Aus Moskau heißt es: Russland unterstütze die "Ein-Land-Politik" Chinas und verurteilt die "westlichen Provokationen" dagegen als ungerechtfertigte Einmischung.

Klimagefahren
- Die Eintretenswahrscheinlichkeit für ein 'El Niño' Klimaphänomen in 2023 gibt eine WMO-Modellrechnung mindestens 80% an. Während sich Dürren und Waldbrände in Asien und Australien häufen, wird in Afrika mit mehr Überschwemmungen gerechnet. Neben den menschlichen sind auch die wirtschaftlichen Folgen enorm und um ein Vielfaches höher, als bisher angenommen. El Niño wird der Welt Billionen an Euro kosten!
- Die Europäische Union verschärft ihre Ziele für die erneuerbaren Energien erneut. Die EU ist dabei die Zielschwelle für den Anteil der Energieerzeugung aus Erneuerbaren bis 2030 von 32% auf 42,5 % anzuheben. Das gleiche %-Anteilsziel wird für die Wasserstofferzeugung aus Erneuerbarer Energie gesetzt.
- Die Investitionen in erneuerbare Energien müssen vervierfacht werden, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.
Die IRENA (International Renewable Energy Agency) hat berechnet, dass sich die weltweiten Investitionen in Technologien zur Energiewende auf 5 Billionen jährlich vervierfachen müssten, um den Temperaturanstieg auf +1,5 °C zu begrenzen. Täte man das nicht, käme das unsagbar teurer mit katastrophalen Folgen.
Laut UN ist kein „glaubwürdiger Weg“ beschritten, um den Anstieg der globalen Temperaturen bis 2040 auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Beim derzeitigen Kurs werden sie bis 2050 um 2,8°C ansteigen.
- Auch der Weltklimarat schlug mit seinem jüngsten Bericht Alarm hinsichtlich einer unbestreitbar beschleunigten Klimaerwärmung. Demnach könnte eine Erderwärmung um 1,5 Grad bei aktueller Entwicklung bereits bis 2030 erfolgen. Bislang hatte man damit erst etwa zehn Jahre später gerechnet. Dieses ist weder umkehrbar noch stoppbar. Diese Prozesse können mit größten Anstrengungen lediglich verlangsamt werden.
Und statt zu sinken, steigen die globalen CO2-Emissionen. Die globale Erwärmung schreitet noch schneller voran als vorausberechnet. Deren Folgen werden verheerend(!) ausfallen.
- Die Ergebnisse der letzten COP27 Klimakonferenz blieben dürftig und zu mager. Eine Begrenzung auf +1,5 Grad Erderwärmung wird damit keinesfalls erreicht werden können. Fazit: Im Ergebnis zu wenig, zu langsam, zu inkonsequent!
- Die weltweite Kohlenachfrage ist in 2021 und 2022 um rund 6% gestiegen. Laut Daten der IEA (Paris) ist die Gesamtnachfrage nach Kohle auf insgesamt knapp 8 Milliarden Tonnen gestiegen. Das ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass Kraftwerkskohle aufgrund der steigenden Gaspreise weltweit zu einer noch wichtigeren Stromerzeugungsresource geworden ist. Es stellt sich die Frage, wie sollen die Erneuerbaren das in Zukunft überhaupt theoretisch abdecken können?!
- Die Menschheit ist auf dem unverantwortlich kritischen Weg, bis zum Jahr 2030 doppelt so viel an fossilen Brennstoffen zu verbrennen, wie verkraftbar wäre um die Erderwärmung unter +1,5 ° C zu halten. Auch diese Zahl wird bereits gravierende und umwälzende Folgen für das globale Ökosystem mit sich bringen. Diese Auswirkungen sind absolut unumkehrbar und niemals wieder gutzumachen. "Wir sind in einem tiefen Loch - und wir müssen sofort aufhören zu graben", beschwört das unabhängige Stockholm Environment Institute (SEI).

US Öllagerbestände
Das Chart zeigt mit der blauen Kurve die Entwicklung der US Öllagerbestände im aktuellen Jahr. Das ist zum grauen Band in Relation gesetzt. Dieses Band ist der Variationsbereich an Beständen in den letzten fünf Vorjahren.
Der Ölmarkt in den USA ist der wichtigste nationale Ölmarkt, mit großem Abstand vor China. Die USA verbrauchen rund 19 Mio. Barrel an Öl pro Tag. Mit der NYMEX ist in New York die wichtigste Rohstoffbörse platziert. Außerdem stehen für den US Ölmarkt sehr detaillierte Daten zu Verfügung. Wöchentlich werden gesicherte Zahlen über die jüngsten Entwicklungen von Ölfördermenge, Ölverbrauch, Importen und Exporten präsentiert und von Analysten bewertet. Aus diesen Gründen hat die jeweilige Entwicklung am US Ölmarkt großen Einfluss auf die globale Ölpreisentwicklung.
REDAKTIONELLE RECHTE:
TECSON weist ausdrücklich auf die eigenen redaktionellen Rechte hin.
Das Kopieren der Inhalte (auch auszugsweise) und deren Verwendung ist ohne unsere schriftliche Genehmigung nicht gestattet.