Ölmarkt­themen / Marktinfos / Hinter­gründe

Analysen und Prognosen zur Ölpreis­ent­wicklung

Entwick­lungen und Fakten

  • Physische Knappheiten auf dem US Rohölmarkt! Das Haupt­vertei­lungs­lager in Cushing ist nahezu leer gefahren.
     
  • Die ansteigenden Ölpreise werden weltweit zu länger anhal­tend über­höhten Inflations­raten führen. Das nimmt den Noten­banken die Möglichkeit mittel­fristig an eine Leitzins-Rück­stufung zu denken, was wiederum negative Folgen für die Welt­kon­junktur mit sich bringt.
     
  • Die Fundamen­taldaten für den Ölsektor bleiben nach wie vor 'bullisch'. Nennens­werte 'bärische' Abwärts­faktoren muss man suchen. Latent im Hinter­grund blei­bend bestehen natür­lich Infla­tions- und Rezes­sions­sorgen.
     
  • Russland hat in diesem Jahr die Ölsanktionen des Westens weit­gehend und erfolgreich umgehen können. Laut 'Financial Times' laufen fast drei Viertel seiner Ölexporte über die Seewege, und zwar auch ohne die westlichen Versiche­rungen. Insgesamt steigerte Russland seine Ölaus­fuhren gegenüber dem Vorjahr um +50%. Öl bleibt mit rund 15 Milli­arden Dollar im Jahr die wichtigste Einnahme­quelle für die Staatskassen.
     
  • Die Öl- und Gas-Förderbranche hat die Förder­investi­tionen für die Zukunft historisch tief herunter­gefahren. Wurden im Jahr 2013 weltweit noch 900 Milliarden Dollar in die Öl- und Gas­förderung investiert, so waren es in 2022 gerade mal noch 305 Mrd. Dollar. Kaum ein anderer Sektor ist derart unter­investiert. Die großen Ölkonzerne können mit der neuen Knappheit gut leben und nutzen ihre Liquidität lieber für Aktien­rück­käufe in großem Stil.
     
  • Auf dem dem Treffen wichtiger Ölexort­länder in Calgary in der dritten September­woche deutete Saudi-Arabien an, dass man mit der jüngsten Ölpreis­entwicklung sehr zufrieden sei. Der Opec-Leader kann sich vorstellen, mittelfristig wieder mehr Rohöl zu produzieren und anzubieten. Man will Preisschwinger dämpfen und Preis­stabilität auf dem Rohölmarkt erwirken.
     
  • Bei den Ölraffi­nerien beginnen die typischen Wartungs­wochen, auch mit Umstel­lungen auf die Winter­produkte. Das hält die Produkt­seite knapp.
     
  • Laut Daten von Bloomberg ging der tägliche Ölaus­stoß Saudi-Arabiens im August um 170.000 Barrel zurück. Das entspricht genau dem Mengen­anstieg von Seiten des Iran und Nigerias. Insgesamt lag die Ölpro­duktion der OPEC im August bei 27,82 Mio. Barrel pro Tag und um 40.000 B/T höher als im Vormonat.
     
  • Der Iran hat seine Ölproduktion letzten Monat um +160.000 auf 3,2 Mio. Barrel am Tag gesteigert. Ende Sep­tem­ber mag der Iran sogar auf 3,4 Mio. B/T weiter steigern können.
     
  • Der Irak verzeichnete im August seinen vierten monat­lichen Produk­tions­anstieg in Folge, mit einer Leis­tung von 4,35 Mio. Barrel pro Tag. Der Anstieg ergab sich aus Pro­duk­tions­steige­rungen aus in der halb­auto­nomen Region Kurdistan, obwohl die Export­pipe­line zum türki­schen Hafen Ceyhan weiter­hin auf Stopp verblieb.
     
  • Saudi-Arabien und Russland haben Ende August beschlossen, ihre Sonder­drossel­ungen beim Ölausstoß bis Dezember zu verlängern. Das löste an den Ölbörsen nach Verkündung eine Preisrally aus.
     
  • Im Panamakanal herrscht wegen Dürre ein zu niedriger Wasser­stand. Die jüngsten Beschrän­kungen für den täglichen Schiffsverkehr der immens wichtigen Wasser­straße limitieren die Anzahl der Tanker­passagen auf 32 pro Tag. Wahr­schein­lich  muss das noch stärker reduziert werden. Auch der Tiefgang der Schiffe (Lade­mengen) ist begrenzt. Die Limitierung der Passagen wird mindestens für zehn Monate bestehen bleiben, wird prognos­tiziert. Ein Riesen­problem für den Fracht­verkehr USA/Asien.
     

 

Onshore Öllager

Marktein­schät­zungen

  • Die Öltrader auf der ganzen Welt müssen bei Ihren Ölkontrakt-Käufen im Herbst mit den höchsten Rohöl-Sorten­prämien rechnen, die sie seit langem gesehen haben. Schwindende Vorräte am größten US Öllager­zentrum (in Cushing) verun­sichern 'bullisch'. Das wirkt auch auf die asiati­schen und europä­ischen Märkte durch. Gleich­zeitig ist das Rohöl aus dem Nahen Osten sogar teurer als die Leit­kontrakte von WTI und Brent.
     
  • Sofern der Ölmarkt weiterhin ein Defizit aufweist oder den Eindruck macht, dass dies der Fall sein wird, gibt es keinen Grund, warum die Ölpreise nicht weiter steigen sollten, sagen viele Markt­fach­leute. Hedgefonds steigen mit Preis­opti­mismus vermehrt auf 'bullische' Wetten für höhere Ölpreise ein.
     
  • Analysten von JP Morgan rechnen für das kommende Jahr mit Ölpreisen von 90 - 110 USD/B. Bis 2026 könnten in der Spitze sogar 150 USD/B erklettert werden, weil die weltweiten Investi­tionen in Erschließungs- und Förder­anlagen absolut unzurei­chend sind.
     
  • Die US Großbank Morgan Stanley hat ihre Ölpreis­prog­nosen nach oben korrigiert. Deren Analysten sehen den Ölmarkt derzeit im Bereich von 1 Mio. Barrel am Tag als unter­bedient. Dieses Defizit dürfte sich mit IV. Quartal noch auf 1,3 Mio. B/T ausweiten. Ihre Preis­schätzung für die Brent Kontrakte passten sie auf 95 USD/B nach oben an, während andere Markt­experten diese noch etwas höher veran­schlagen.
     
  • Die Analysten von RBC Capitals halten einen Ölreisanstieg auf 100 Dollar je Barrel im Herbst für nicht abwegig. Auch die PNB Paribas sieht die 100-Dollar Marke in Reichweite.
     
  • Auch die Investmentbank Goldman Sachs erwartet, dass die Rohölpreise mittelfristig auf 100 Dollar je Barrel klettern werden. Für 2024 wird dann aber ein deut­liches Rohöl-Überangebot von 1,8 Mio. B/T im Jahres­mittel erwartet.
     
  • Ölmarktbalance?  Auf dem Ölmarkt sieht es für das nächste halbe Jahr ausge­sprochen angespannt aus. Angebots­engpässe stehen einer robusten Nachfrage gegenüber. Der Ölmarkt steuert damit auf das größte Defizit seit 2007 zu, mit einer Unter­produktion im dritten Quartal von etwa 580.000 Barrel am Tag und von 240.000 B/T im vierten Quartal.
     
  • Laut Rystad Energy sind die anhaltenden Prognosen einer chroni­schen Unter­investi­tion bei der globalen Öl- und Gasin­dustrie wohl als über­trieben zu sehen. Die Milli­arden­summen, die in die Erschlie­ßung neuer Öl- und Gasfelder in­vestiert werden, sind in den Kapi­tal­beträgen zwar rück­läufig, aber Rystad Energy sieht darin eher keine Unter­in­vesti­tion. Niedri­gere Equip­ment­preise sowie Effizienz- und Produk­tivitäts­steigerungen haben die Effektivität in dieser Branche erheblich erhöht. Obwohl die Investi­tionen in den Beträgen zurück­gegangen sind, bleiben Aktivität und Produktion auf dem Niveau von 2010 bis 2014, meint Rystad.
     
  • Der Generalsekretär der OPEC gab bekannt, dass die weltweite Rohöl­nach­frage bis 2045 auf 110 Mio. Barrel/Tag ansteigen werde. Das entspräche einem Nach­frage­anstieg von +8,5%. Die EIA prognos­tiziert, dass die Weltöl­nachfrage Anfang 2024 auf die Rekord­menge von 103,0 - 103,7 Mio. Barrel am Tag an­stei­gen wird. Das bisherige Rekord­niveau lag bei 102,3 Mio. B/T.
     
  • Laut dem IWF hat sich das globale Wachstum von +3,4% in 2022 auf etwa +2,9% in 2023 verlang­samt. Für 2024 rechnen die Ökonomen mit einem Wachstum von +2,1%. Insgesamt stellt der IWF eine recht hohe Wider­stands­fähigkeit in zahl­reichen Volks­wirt­schaften fest, so dass es nicht global zu einem Abrutschen eine umfas­sende Rezession kommen dürfte. Allerdings macht die holprige Wirtschafts­ent­wicklung Chinas weiterhin sorgen.
     

 

Ölmarkt, Ölproduktion und Marktbalance

Russland:  Ölembargo / Ölpreis-Deckel / Export­mengen

  • Russland exportiert derweil wieder mehr Öl und streicht damit beste Einnahmen für die Staatskassen ein. Die russischen Ölexporte erreichten Anfang September ihre höchste Barrelanzahl seit Juli. In diesem Jahr hat Russland die Ölsank­tionen des Westens weit­gehend und erfolg­reich um­gehen können. Laut 'Finan­cial Times' laufen fast drei Viertel seiner Ölex­porte über die See­wege, und zwar auch ohne die west­lichen Ver­siche­rungen. Insge­samt steigerte Russ­land seine Ölaus­fuhren gegen­über dem Vorjahr um +50%. Öl bleibt die wich­tigste Ein­nahme­­quelle für Moskaus Staats­­haushalt.
     
  • Das Energieministerium in Moskau hat verkündet, dass die Ölexporte Russlands im 3. Quartal um insgesamt 15,5 Mio. Barrel reduziert werden, um die getroffenen Opec-Plus Beschlüsse für Russland von -500.000 B/T oder mehr umzusetzen. Hinter dieser Ankündigung ist allerdings ein Fragezeichen zu setzen.
     
  • Die russische Währung, der Rubel, ist tief einge­brochen. Um die fort­gesetzte Rubel-Abwertung zu stoppen werden hat Moskaus Zentral­bank Notfall­maß­nahmen ergriffen. Auch eine weitere beträcht­liche Zinser­höhung ist für Mitte September sehr wahr­scheinlich.
    Indes ist die Inflationsrate in Russland zur Jahresmitte auf 4,3% zurück­gegangen, gegenüber 15% Teuerungs­rate vor einem Jahr.
     
  • Ein gewisser Teil der russi­schen Ölexporte läuft inzwischen über die Arktis­route nach China. Diese Tanker­route ist eher kürzer als die vom Schwarzen Meer über den Suez-Kanal, den Indischen Ozean und den Nord­pazifik nach China.
     
  • Das Embargo der größten westlichen Industrie­staaten gegen Russland hat zu einem Schwenk der Rohöl­liefe­rungen vorrangig nach Asien, vor allem nach Indien geführt. Viele asiatische Raffi­nerien kaufen große Mengen des preis­werteren russischen Rohöls. Russland hat seit dem Frühjahr Saudi-Arabien als Chinas größter Öllieferant überholt.
     

 

Big Oil geht weg von Russland

Chinas Wirtschaft und Ölbedarf

  • Jüngste Wirtschaftsdaten Chinas über­raschten positiv! Die chine­sische Wirt­schaft nahm zuletzt merklich Fahrt auf. Der sommer­liche Reise­boom sowie ein kräftiges Konjunktur­paket Pekings haben die Fabrik­produktion und die Kauf­neigung der Verbraucher ange­kurbelt. Die Zuwächse der Industrie­produktion und der Einzel­handels­umsätze stiegen im letzten Monat sprung­haft an und übertrafen die Erwar­tungen bei weitem. Dennoch kommt Chinas Konjunktur­auf­schwung aus dem Tief und steht ungesichert noch am Anfang.
     
  • Zudem werden Chinas Schiffswerften mit einer Schwemme an neuen Bestellungen von LNG-Tankern regelrecht überzogen. In 2022 sollen dort 55 neue LNG-Großtanker gefertigt werden.
     
  • Daten des chinesischen Nationalbüros für Statistik zeigen, dass der Mengen­durch­satz der chinesi­schen Raffi­nerien Anfang August bei 14,9 Mio. Barrel am Tag lag. Das entspricht einem Anstieg von +17,4% gegenüber dem Vor­jahres­monat und ist der dritt­höchste jemals erreichte Wert. Eine starker Sommer­reise­verkehr hält den Benzin­nachfrage in China sehr hoch.
     
  • China hat sich in letzter Zeit zum wichtigsten rückläufigen Marktfaktor entwickelt, was die Ölpreise unter­schwellig belastet. Die Export- und Import­zahlen vom Juli zeigen, dass Chinas Wirtschaft größte Schwierig­keiten hat, die Probleme nach der COVID-Krise zu überwinden.
  • Die Exporte chinesischer Waren ins Ausland verzeichneten im Juli einen Rückgang von 14,5%. Das ist der stärkste monatliche Rückgang seit Februar 2020, wobei schwache Verbraucher­ausgaben und das Investitions­wachstum und die Aussichten verschlechtern.
  • Die chinesische Zentralbank hat Anfang August den Yuan auf einen sehr tiefen Wechselkurs-Stand gesetzt und versucht mittels der abgewerteten Währung seine Exporte anzukurbeln. In Anbetracht der deutlich nach­lassenden Nachfrage seitens der USA könnten diese Maßnahmen jedoch nicht ausreichen.
     

 

Konjunktur Chinas

IEA Monats­report September

Monats­bericht der IEA (Internat. Energy Agency, Paris):

  • Die IEA erwartet in ihrem September-Report, dass sich auf dem Ölweltmarkt im 4. Quartal ein "erhebliches" Angebots­defizit einstellt. Weil Saudi-Arabien und Russland ihre zusätzlichen Ausstoß­kürzungen bis zum Jahresende verlängert haben, rechnet die IEA in dem Zeitraum mit einer "erheblichen" Unter­ver­sorgung am Markt. Es werden sich die bereits tiefen Lager­bestände weiter reduzieren (bullisch).
  • Die Ölproduktion der OPEC und ihrer Plus-Bündnispartner hat seit Anfang des Jahres um 2 Mio. B/T abgenommen. Ein stärkerer Rückgang wurde dadurch verhindert, dass die Ölexporte des Iran deutlich zugelegt haben. Die Ölproduktion außerhalb der OPEC+ nahm unterdessen um +1,9 Mio. B/T auf 50,5 Mio. B/T zu. Was die Mineralöl­produkte betrifft, sieht die IEA Heraus­forderungen auf Seiten der Raffinerien die hohe Nachfrage zu bedienen. Besonders für die Mitteldestillate werden sicherlich Knappheiten auftreten.
  • Ab Anfang 2024 mag sich dann aber wieder ein Überangebot auf dem Markt einstellen. Von niedrigen Lager- und Markt­beständen ausgehen mag dann die Preis­volatilität am Ölmarkt zunehmen. Das sei angesichts des fragilen wirtschaft­lichen Umfeldes weder im Interesse der Produzenten noch der Verbraucher, warnt die IEA.
     

 

Ölproduktion, Lagermengen, Energiesektor, erneuerbare Energien

EIA Monats­report September

Daten aus dem Sept.-Bericht der EIA (US Energie­mi­nis­terium):
[Die erhobenen Daten und Progno­se­zahlen in Mio. Barrel/Tag]

  • Weltölverbrauch 2023:  101,0   · Zuwachs +1,8
    Weltölverbrauch 2024:  102,3   · Zuwachs +1,4
  • Weltölproduktion 2023: 101,2   · Zuwachs +1,2
    Weltölproduktion 2024: 102,9   · Zuwachs +1,7
  • Überhang Weltölversorgung 2023:   210.000 B/T
    Überhang Weltölversorgung 2024:   550.000 B/T

Für 2024 prognos­tiziert die EIA die Rohölpreise für BRENT bei etwa 88 USD/B und für WTI bei etwa 82,- USD/B.
Insgesamt kann gesagt werden, dass das Unter­angebot im zweiten Halbjahr '23 sich im kommenden Jahr in eine Über­ver­sorgung drehen wird.
 

 

Ölproduktion, Lagermengen, Energiesektor, erneuerbare Energien

US Ölmarkt

  • Der DOE-Wochen­report für die 36. Berichts­woche war stark 'bärisch' aus­ge­fallen, der für die 37. Woche dann wieder 'bullisch'.
     
  • Für die USA und die Karibik erhöhen sich typisch für die Monate August bis Anfang November die Hurrikan­gefahren. Der Kategorie III Hurrikan Idalia hat Ende August für schwere Über­schwem­mung, vor allem an der Ostküste Floridas gesorgt. Auch der nachgefolgte Hurrikan 'Lee' verursachte von Geogia bis Maine und rauf nach Kanada für massive Staßen­über­schwemmungen.
     
  • Die Rohölproduktion der USA wurde zu September auf sehr hohe 12,9 Mio. B/T gesteigert. Für 2024 wird ein weiterer Zuwachs bei der Tages­förder­leistung prog­nosti­ziert. Der Ölverbrauch der USA dürfte bis Mitte 2024 um 1 - 1,5 % auf 20,8 Mio. B/T zunehmen.
     
  • In den USA sind die Investitionen der Schieferöl­produ­zenten so schnell wie seit drei Jahren nicht mehr gestiegen. Laut Rystad Energy wurde im zweiten Quartal '23 investiert wie seit drei Jahren nicht mehr. Das zeigt sich bereits in den hohen 'onshore' Tages­förder­mengen.
     
  • In den USA hat Kalifornien die Genehmigung neuer Ölbohr­projekte komplett gestoppt. Die kalifor­nische 'Geologic Energy Manage­ment Division', die für die Erteilung von Bohr- und Förder­genehmi­gungen zuständige Behörde, hat in diesem Jahr bisher lediglich weniger als zehn Bohrprojekte zugelassen, obwohl etwa 1.400 Anträge auf eine Bohr­geneh­migung vorliegen.
     
  • Laut jüngsten Vorhaben soll die Ölförderung im Golf von Mexico in den nächsten drei Jahren um fast 20% steigen und bis 2025 von ihrem derzeitigen Niveau von 2,2 Mio. Barrel/T auf ein Allzeithoch von 2,6 Mio. B/T ansteigen. In diesem Jahr wurden bereits zwei neue Förder­platt­formen in Betrieb gestellt. Die 'Vito' Plattform von Shell mit 100.000 B/T und die 'Argos' Plattform von BP mit 140.000 B/T an offshore Ölförder­kapazität. In den nächsten zwei Jahren werden zudem Förder­anlagen von Whale, Anchor und Salamanca hinzu­kommen und die Produktion noch mal um 235.000 B/T erhöhen.
    Projekte zur Kohlenstoffabscheidung und deren Tiefen­speicherung werden der nächste Schwerpunkt der Offshore-Entwick­lungen im US-Golf von Mexiko sein.
     

 

US Ölmarkt

OPEC-Monats­report u. Strategie

  • Die Rohölexporte Saudi-Arabiens verrin­ger­ten sich im August sehr deut­lich. Der Opec-Leader bemüht sich um Ver­knap­pung auf dem Welt­markt, um die Ölpreise auf ein höhe­res Niveau zu hieven. Im letzten Monat gingen die saudi­schen Rohöl­aus­fuhren auf etwa 5,6 Mio. Barrel pro Tag zurück, dem nie­drig­sten Stand seit zwei­ein­halb Jahren!  Im Juli hatten die Ölexporte noch bei 6,3 Mio. B/T gelegen.
    Im Monat August ist der Ölaus­stoß der OPEC nahezu unver­ändert geblie­ben. Die Mehr­mengen von Seiten des Iran und Nigerias wurden durch die Ver­ringe­rung der Saudis glatt­gestellt. Für die Opec+ Gemein­schaft deutet Moskau eine Bei­behal­tung und Ver­länge­rung der Minder­liefer­mengen an.


    Marktfachleute rechnen damit, dass Saudi-Arabien und Russ­land nächste Woche eine Ver­län­gerung ihrer Pro­duktions- und Export­kürz­ungen bekannt­geben werden. Auch künftig will die Öl-Allianz auf die Ölpreis­ent­wick­lung recht flexibel rea­gieren. Erst ab einem Preis­level von 90 Dollar je Barrel Rohöl ist es wahr­schein­lich, dass die OPEC+ Gruppe die Mengen­dros­sel­ungen schritt­weise zurück­nimmt.
     
  • Mit den implementierten Förderkürzungen der OPEC+ gehen die meisten Analysten für den Herbst von einem klaren Angebots­defizit auf dem Ölweltmarkt aus. Saudi-Arabien drosselt seit Juli seine Förder­mengen um zusätzliche 1 Mio. B/T und hat damit seinen Ölausstoß auf nur noch 9,0 Mio. B/T herunter­gefahren. Aus Riad heißt es, dass man in der Lage sei, diese Maßnahmen flexibel von Monat zu Monat zu verlängern oder anzupassen, sollte die Marktlage das erfordern. Letztlich dürfte auch Saudi-Arabien kein Interesse an überzogenen zu hohen Ölpreisen haben, denn ein großes Angebots­defizit führe zu Preisüber­treibungen und gefährden die globale Konjunk­turlage. Das würde dann die Ölnachfrage abwürgen.
     
  • Zahlen aus jüngstem OPEC-Monatsreport:
    • Globales Ölangebot 2023:    derzeit:  101,2 Mio. B/T
    • Glob. Ölnachfrage Ø 2023:  102,0 Mio. B/T
    • Globales Ölangebot 2024:    104,3 Mio. B/T
    • Glob. Ölnachfrage Ø 2024:  103,4 Mio. B/T
     
  • Langzeitausblick:  Die OPEC prognostiziert, dass die weltweite Ölnachfrage bis 2043 auf 110 Mio. Barrel/Tag ansteigen wird. Das wäre ein Bedarfs­anstieg von +8,5% in den nächsten zwei Jahr­zehnten.
     

 

OPEC, Opec+

Ukraine-Krieg

  • Die Ukraine erreicht mit Vorstößen erkennbare Fortschritte bei der Gegen­offensive. In der Oblask Saporisch­schja wurde eine russische Haupt­verteidi­gungs­line überwunden. Auch die Krim ist vermehrtes Ziel von Drohnen­angriffen.
     
  • Die Ukraine wird F16 Kampfjets erhalten. Seit langem will die Ukraine F16 Kampf­flug­zeuge, um sich effektiver verteidigen zu können. Dänemark und die Nieder­lande sichern jetzt die Lieferung von zunächst 42 Kampfjets zu.
     
  • Kiew plant keine Verlängerung für das Gas-Transit-Abkommen mit Russland. Damit läuft dieser Vertrag Ende 2024 aus. Derzeit ist die Transit-Pipeline durch die Ukraine die einzige, die noch russisches Gas nach Europa transportiert.
     
  • Russlands Ölexporte über die Schwarzmeer­häfen scheinen gefährdet:  Die Ukraine hat in der zweiten Augustwoche mehrere Angriffe mittels kleiner Seedrohen erfolgreich durch­geführt. Dabei wurde auch ein Ölfrachter unweit eines russischen Seehafens getroffen. Das zeigt, dass hier für Russlands Ölausfuhren, die zum aller­größten Teil über das Schwarze Meer laufen, eine schwerlich abwendbare Gefahr entstanden ist. In mittel­fristiger Auswirkung könnte das die gesamte Ölförder­branche Russlands durch­wirkend treffen und die Staatsein­nahmen massiv beschneiden.
     
  • Russlands Rüstungsausgaben explodieren. Russlands Krieg zerstört nicht nur weite Teile der Ukraine und kostet Zehn­tausende Menschen das Leben. In den Staats­kassen Moskaus führt Putins Krieg zu einem gewaltigen Loch. Die Ausgaben für die Rüstung machen inzwischen ein Drittel der russischen Staats­ausgaben aus.
     
  • Russland attackiert Ende Juli/Anfang August vor allen auch die ukrai­nischen Hafen­städte Odessa, Mykolajiw und Städte in der Donaumündung. Der Beschuss mit Raketen und Drohnen hält an. Mehrere riesige Getreide-Exportlager brannten aus. Es wurden dabei über 40.000 Tonnen(!) an Getreide vernichtet.
    In Gegenschlägen trafen die Ukrainer mehrfach große Munitions­lager der Russen, die in gewaltigen Explosionen aufgingen. Das schwächt die russische Munitions­verfüg­barkeit erheblich.
     
  • Der im Juni gesprengte Dnipro Staudamm in der Ukraine hatte zu einer Flut­kata­strophe biblischen Aus­maßes geführt. Die Damm­sprengung zeigt klar auf, wie Moskau tickt: Menschen­leben zählen nicht. Umwelt­katastrohen schon gar nicht, selbst wenn sie verheerend und irreparabel sind. Um das große Atomkraftwerk von Saporisch­schja muss man sich große Sorgen machen. Die Russan haben das Kühlbecken der gesamten Anlage vermint.
    Berlin macht den russischen Präsidenten Putin für die Zer­störung des Kachowa-Stau­damms in der Ukraine ver­ant­wort­lich und bezeichnet gemeinsam mit anderen euro­päi­schen NATO-Mitgliedern die Zer­störung als "gewal­tiges Kriegs­ver­brechen“. Es handelt sich um die größte von Menschen verur­sachte Kata­strophe in Europa seit Jahr­zehn­ten.

 

Krim-Brücke erneut attakiert

Geopolitik / Weltordung

  • Eine "Getreide-NATO" könnte überzogenen Weltmarkt­preise für Getreide beruhigen. Mit seiner Blockade ukrai­nischer Exporte hat Russland die globalen Getreide­märkte erschüttert. Die westliche Staaten könnten diesbe­züglich ihre eigene Markt­macht bündeln und ein damit die Knapp­heiten in Afrika und Süd­amerika weit­gehend ausgleichen. Das wäre ein starkes Signal.
    1. August:  Drei Getreidefrachter ignorieren die russische Schwarzmeer-Blockade. Mitte Juli hat Russland das Getreide­abkommen mit der Ukraine abgekündigt und alle Frachter auf dem Schwarzen Meer zu poten­ziellen militär­ischen Zielen erklärt. Laut jüngsten Meldungen überwachen NATO-Flieger die Schiffe aus der Luft geleitend.
     
  • G7-Vorschlag der Lieferketten-Partner­schaft:
    Die starken Volkswirtschaften der west­lichen Welt wollen eine neue Partner­schaft für Liefer­ketten ins Leben rufen. Diese soll auch anderen Nationen offen­stehen. Für den Beitritt anderer Ländern werden aber Mindest­stan­dards in Bezug auf Menschen­rechte und Umwelt­politik verlangt werden. Die Über­ein­kunft der G7 ist weit­gehend aus­gear­beitet und soll auch Details zur Diver­sifi­zierung der Liefer­ketten enthalten. Noch in 2023 soll der Start des Gemein­schafts­vor­habens erfolgen.
     
  • Taiwan:
    Laut Statements aus Peking strebt China hinsichtlich Taiwan die "friedliche Vereini­gung" an. Im anderen Fall werde man auch nicht vor einer mili­täri­schen Eskalation zurück­schrecken. Diese Aussagen wurden wiederholt in Richtung Washington ausge­sprochen.
     
  • Chinas neuer Außenminister warnte zuletzt davor, dass die zuneh­menden Spannungen zwischen den USA und China die Gefahr darstellen, dass sich die Spaltung zwischen den beiden größten Volks­wirt­schaften mehr und mehr vergrößert und verfestigt.
    Washington sieht in China mittler­weile die größte Gefahr für die freie Welt­ordnung, weil Peking lang­fristig die Welt­herr­schaft seines Systems anstrebt und dies auch artikuliert hat:  China sei das einzige Land, das sowohl die Absicht als auch die wirtschaftliche, militätische und techno­logische Macht hat, die Welt nach deren Ordung umzuge­stalten. Peking kündigt das unverholen als Ziel für Mitte des Jahr­hunderts an. Washington will keinen neuen kalten Krieg, will diese beängsti­gende Entwicklung aber verhindern wo es nötig wird.
    China unterstützt seinen politisch systemver­brüderten Partner, indem es russische Energie­ressourcen aufkauft und im Gegenzug Industrie­güter und Technologie­kompo­nenten zurück­verkauft, um westliche Sanktionen in Teilen auszugleichen. Das wiederum wird China weiter in die gleiche Ecke drücken, in der sich Russland bereits wiederfindet.
    Chinas Präsident Xi Jinping: „Westliche Länder – angeführt von den USA – haben eine vielseitige Eindämmung, Einkreisung und Unter­drückung gegen uns eingeführt, was die Entwicklung unseres Landes vor beispiellos schwere Heraus­forder­ungen stellt“.
    China musste Russlands Invasion in der Ukraine nicht gutheißen. Es entschied sich aber dafür, einen globalen Paria zu unter­stüzen. Nicht zuletzt wegen Eigen­interessen in Bezug auf eine angestrebte Einver­leibung Taiwans.
     
  • Peking bezeichnet die Beziehungen Chinas zu Russland als „ein neues Modell“ für die Welt. Dabei würden zwei Nationen nicht auf Konfron­tation gehen. Diesbe­züglich warnt Wash­ington Peking davor, Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine zu unterstützen. Chinas Außen­ministerium betont, dass eine wichtige Erkenntnis aus dem Erfolg der chinesisch-russischen Beziehungen es sei, dass sich beide Staaten aus dem Modell der militäri­schen und politischen Bündnisse des Kalten Krieges heraus­heben. Man fühle sich verpflichtet, ein neues Modell inter­natio­naler Beziehungen zu entwickeln. China sei bereit, mit Russland zusammen­zuarbeiten, um die Weltordnung „in eine gerechtere und vernünf­tigere Richtung“ zu bringen, heißt es offiziell aus Peking.
    Aus Moskau heißt es: Russland unterstütze die "Ein-Land-Politik" Chinas und verurteilt die "westlichen Provo­kationen" dagegen als ungerecht­fertigte Einmischung.
     

 

Geopolitische Lagerbildung

Wasserstoff / E-Fuels:  Neue Projekte

  • Die HH2E AG und die Schweizer MET Group haben ein Joint Venture für Entwicklung und Bau der bisher größten Produktions­anlagen für grünen Wasserstoff in Europa in Lubmin (Mecklen­burg-Vorpommern) gestartet. Das Projekt soll in der ersten Ausbau­stufe den Bau einer Power-to-X-Anlage der neuen Generation mit einer Kapazität von rund 6.000 Tonnen (200.000 MWh) grünem Wasserstoff pro Jahr ab 2025 umfassen. In Ausbau­stufe 2 ist eine Leistung von über 1 GW ab 2023 geplant, wodurch mehr als 60.000 Tonnen grüner Wasser­stoff pro Jahr produziert und über 800.000 Tonnen direkter CO2-Emissionen jährlich vermieden werden können. Die Gesamt­investition dürften 1 Milliarde Euro übersteigen.
     
  • Der niederländische Netzbetreiber Tennet will mit Milliarden­investitionen den Ausbau von Windparks in der Nordsee vorantreiben. Siemens Energy sicherte sich dabei einen Milliarden­auftrag. Beide Unter­nehmen sprechen von einem Meilen­stein für die euro­päische Energie­wende.
     
  • In Vision soll die Nordsee zum 'Green Power House' für Europa werden.
     

 

Entwicklung Ölmarkt

Klimage­fahren

  • Laut dem neuen Report der IEA (Internatio­nalen Energie­agentur) ist es immer noch möglich, bis 2050 den CO2-Netto­null­punkt zu erreichen. Diese Einschätzung erfolgt, obwohl die globalen Treibhaus­gas­emis­sionen in 2022 einen neuen Rekord erreichten, der Verbrauch fossiler Brenn­stoffe zunahm und die Welt den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeich­nungen erlebte.
    Die IEA erfordert jedoch unverzögert eine Verdrei­fachung der Kapazität der Erneuer­baren Energien bis zum Ende dieses Jahr­zehnts und eine Erhöhung der Investi­tionen in Grüne Energien auf weltweit 4,5 Billionen(!) Dollar jedes Jahr für die nächsten 8 - 10 Jahre.
     
  • Die Investitionen in erneuerbare Energien müssen vervierfacht werden, um die Klima­ziele von Paris zu erreichen.
    Die IRENA (Inter­national Renew­able Energy Agency) hat berechnet, dass sich die welt­weiten Investi­tionen in Techno­logien zur Energie­wende auf 5 Billionen jährlich vervier­fachen müssten, um den Tempe­ratur­anstieg auf +1,5 °C zu begrenzen. Täte man das nicht, käme das unsagbar teurer mit katastro­phalen Folgen.
    Laut UN ist kein „glaubwürdiger Weg“ beschritten, um den Anstieg der globalen Temperaturen bis 2040 auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Beim derzeitigen Kurs werden sie bis 2050 um 2,8°C ansteigen.
     
  • Während sich Dürren und Wald­brände in Asien, Australien und Europa häufen, wird in Afrika mit mehr Über­schwem­mungen gerechnet. Neben den mensch­lichen sind auch die wirt­schaft­lichen Folgen enorm und um ein Vielfaches höher, als bisher angenommen. El Niño wird der Welt Billionen an Euro kosten!
     
  • Die Europäische Union verschärft ihre Ziele für die erneuer­baren Energien erneut. Die EU ist dabei die Zielschwelle für den Anteil der Energie­erzeugung aus Erneuer­baren bis 2030 von 32% auf 42,5 % anzuheben. Das gleiche %-Anteilsziel wird für die Wasser­stoff­erzeu­gung aus Erneuer­barer Energie gesetzt.
     
  • Auch der Weltklimarat schlug mit seinem jüngsten Bericht Alarm hinsichtlich einer unbestreitbar beschleunigten Klimaer­wärmung. Demnach könnte eine Erderwär­mung um 1,5 Grad bei aktueller Entwicklung bereits bis 2030 erfolgen. Bislang hatte man damit erst etwa zehn Jahre später gerechnet. Dieses ist weder umkehrbar noch stoppbar. Diese Prozesse können mit größten Anstren­gungen lediglich verlangsamt werden.
    Und statt zu sinken, steigen die globalen CO2-Emissionen. Die globale Erwärmung schreitet noch schneller voran als voraus­berechnet. Deren Folgen werden ver­heerend(!) ausfallen.
     
  • Die Menschheit ist auf dem unverantwortlich kritischen Weg, bis zum Jahr 2030 doppelt so viel an fossilen Brennstoffen zu verbrennen, wie verkraftbar wäre um die Erderwärmung unter +1,5 ° C zu halten. Auch diese Zahl wird bereits gravierende und umwälzende Folgen für das globale Ökosystem mit sich bringen. Diese Auswirkungen sind absolut unumkehrbar und niemals wieder gutzumachen. "Wir sind in einem tiefen Loch - und wir müssen sofort aufhören zu graben", beschwört das unabhängige Stockholm Environment Institute (SEI).
     

 

Klima-Krise


Gas-Liefer­ströme in Europa

Gasimporte, Gasexporte
Quelle: IEA, Paris      rot = Exporte eines Landes   grün = Importe eines Landes

 



US Öllager­be­stände

Das Chart zeigt mit der blauen Kurve die Entwicklung der US Öllager­bestände im aktuellen Jahr. Das ist zum grauen Band in Relation gesetzt. Dieses Band ist der Variations­bereich an Beständen in den letzten fünf Vorjahren.

Der Ölmarkt in den USA ist der wichtigste nationale Ölmarkt, mit großem Abstand vor China. Die USA verbrauchen rund 19 Mio. Barrel an Öl pro Tag. Mit der NYMEX ist in New York die wichtigste Rohstoff­börse platziert. Außerdem stehen für den US Ölmarkt sehr detail­lierte Daten zu Verfügung. Wöchentlich werden gesicherte Zahlen über die jüngsten Entwick­lungen von Ölförder­menge, Ölverbrauch, Importen und Exporten präsentiert und von Analysten bewertet. Aus diesen Gründen hat die jeweilige Entwicklung am US Ölmarkt großen Einfluss auf die globale Ölpreis­entwicklung.
 

Entwicklung der Öllagerbestände in den USA
USA Rohöllager: 2023 mit 5-Jahres Varianz

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