Fakten + Analysen zum Ölmarkt

Ölmarktinfos und Prognosen zur Ölpreis­ent­wicklung

IEA-Monats­report Oktober

  • Der IEA-Bericht von Mitte Oktober ist ohne große Revidierungen ausgefallen. Für das nächste Jahr werden folgende Entwicklungen für den Ölweltmarkt gesehen:
  • Ölangebot  weltweit 2025:   105,0 Mio. B/T
    Ölnachfrage weltweit 2025:  103,8 Mio. B/T
  • Der Großteil des Zuwachses auf der Angebotsseite wird zu 80% von den Ländern des amerikanischen Kontinents stammen, vor allem aus Brasilien. Auf der anderen Seite werden beim Anstieg des Weltölverbrauchs nur noch 20% auf Chinas Mehrbedarf zurückzuführen sein.

 

OPEC, Opec+

World Oil Outlook 2024 der OPEC

  • Die OPEC hat am 24. September ihren vielbe­achteten 'World Oil Outlook' veröffentlicht. Darin hat man die Prognosen für die mittel- und langfristige Ölnachfrage angehoben.
  • Bis 2050 soll der weltweite Ölbedarf demnach noch auf 120 Mio. Barrel/Tag ansteigen. Auch soll der Anteil an Verbren­nungs­motoren in 2050 noch bei über 70% liegen, getrieben von Ländern, die nicht der OECD angehören.
  • Damit widerspricht die OPEC grundsätzlich den Outlook-Berichten der IEA und von BP, die einen erheblichen Ölbe­darfs­rück­gang sehen.
  • Exxon Mobil hingegen geht für 2050 von einem ähnlich hohen Ölbedarf wie heute aus und schätzt, dass dieser bis 2050 kontinu­ierlich bei über 100 Mio. Barrel/Tag bleiben wird.
     

 

Onshore Öllager

Marktein­schät­zungen

  • Der Ölmarkt unterliegt Mitte Oktober der Auflösung der Kriegsprämie, die in der ersten Oktobertagen aufgebaut wurde. Ein bevorstehender, aber reduzierter Vergeltungsschlag Israels gegen den Iran verringert die Versorgungsrisiken für den Ölmarkt und damit die Höhe der eigepreisten geopolitischen Risikoprämien bei den Ölkontrakten.
  • Die Analysten der Investmentbank Macquarie haben ihre Ölpreisprognosen für Ende 2024 und das Jahr 2025 deutlich heruntergeschraubt. Das laufende dritte Quartal dürfte erst einmal das letzte sein, dass noch mit einer knappen Unterversorgung aufwartet. Danach soll es für längere Zeit ein kräftiges Über­ange­bot geben, erwartet man bei Macquarie. Die anhaltend schwache Ölnachfrage Chinas werde die Ölpreise unter Druck halten, heißt es.
  • Die US Großbank Citi revidiert in der Prognose den Brent Rohölpreis für 2025 von 60 auf 50 Dollar/B tief abwärts. Man begründet das mit einem erwarten starken Überhang der Ölproduktionsmengen gegenüber der Weltölnachfrage.
  • Die IEA prognostiziert für das I. und II. Quartal des kom­men­den Jahres einen Angebotsüberhang von 1,1 - 1,3 Mio. Barrel/T.
  • Die Investmentbank Morgan Stanley sieht das Ölangebot der OPEC- und Non-OPEC Länder in 2025 um über 2 Millionen Barrel/T anwachsen, was erheblich über dem Nachfragewachstum liegt.
  • Der Generalsekretär der OPEC gab bekannt, dass die weltweite Rohöl­nachfrage bis 2045 auf 110 Mio. Barrel/Tag ansteigen werde. Das entspräche einem Nach­frage­anstieg von +8,5%. Die EIA prognos­tiziert, dass die Weltöl­nachfrage Anfang 2024 auf die Rekord­menge von 103,0 - 103,7 Mio. Barrel am Tag an­stei­gen wird. Das bisherige Rekord­niveau lag bei 102,3 Mio. B/T.
     

 

Onshore Öllager

Entwick­lungen und Fakten

  • China legt ein 750 Milliarden Euro schweres neues Konjunk­tur­paket auf, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Finanzierung erfolgt über Schuldenaufnahme.
  • Die Bundesregierung hat ihre BIP-Erwartung für 2024 von +0,3% Wachstum auf -0,2 % an einen Rückgang revidiert. Damit wird das reale BIP das zweite Jahr in Folge schrumpfen. Eine solche Entwicklung trat zuletzt 2002/2003 auf.
  • Die OPEC+ befindet ist in einer Negativ-Zwickmühle.
    Die OPEC+ hat ihren Entschluss, die Ölförderung ab Oktober schrittweise zu erhöhen, gezwungenermaßen wieder zurück­ge­nom­men. Die Marktsituation und das Preisniveau geben solchen Schritt derzeit nicht her. Vor dem Jahresende wird das nicht neu angegangen.
  • Brasilien hat seine Ölförderung gegenüber dem Vorjahr bislang um +2,6% gesteigert und hat noch mehr Potenzial. Auf der anderen Seite dürfte die Ölförderung in Venezuela in diesem Jahr um 120.000 Barrel/T abnehmen.
  • Das Emirat Kuwait hat den Fund eines neuen großen Erdöl- und Erdgasfeldes gemeldet. Die offshore Lagerstätte liegt östlich der Insel Failaka. Das staatliche Ölunternehmen KPC bezifferte die Kapazität mit 2,1 Milliarden Barrel leichtem Rohöl und 5,1 Mrd Kubikmeter an Erdgas.
  • Der US-Dollar als "Petrodollar" bekommt Konkurrenz:
    Die Länder des BRICS-Bündnisses, mit Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika haben sich zusammengeschlossen, um untereinander Handel in ihren eigenen Währungen abzu­wickeln. Das soll zukünftig auch für die Ölgeschäfte gelten. Kürzlich ist auch der Opec-Leader Saudi-Arabien den BRICS-Staaten beigetreten. Diese Länder könnten untereinander die Finanz­sanktionen gegen russisches Öl und Gas umgehen indem das nicht mehr in Dollar gezahlt wird.
  • Die Seewege Rotes Meer (Angriffsrisiken) wie auch der Panamakanal (Trockenheit in der Region) bleiben kritische Frachtrouten.
     

 

Ölmarkt, Ölproduktion und Marktbalance

Chinas Wirtschaft und Ölbedarf

  • Peking legt Mitte Oktober ein gewaltiges Investitionsprogramm auf:
    China bekämpft seine Wirtschaftsflaute mit einem 3/4 Billionen Euro schweren Stützungsprogramm, finanziert über neue Schulden. Diese mächtige Maßnahme zeigt aber auch den Ernst der Konjunkturlage auf. Jetzt wird gegenangeklotzt.
  • Die jüngsten Konjunkturdaten aus China sind sehr gemischt. Mehrere Wirtschaftszweige kriseln bedenk­lich, vor allem auch der Immo­bilien­sektor. Peking ist dabei, neue Konjunk­tur­pro­gramme aufzu­legen. Der Außenhandel ist im Februar aber positiv wieder angesprungen.
  • Die chinesische Zentralbank hat seit August den Yuan auf einen sehr tiefen Wechselkurs-Stand gesetzt und versucht mittels der abgewerteten Währung die Exporte anzukurbeln. In Anbetracht der deutlich nachlassenden Warennachfrage seitens der USA mögen diese Maßnahmen jedoch nicht hinreichen. Ende September senkte die Zentralbank die Zinsen, um der Wirtschaft Stützungsimpulse zu geben.
     

 

Konjunktur Chinas

Russland:  Ölembargo / Export­mengen

  • Das Embargo der größten westlichen Industriestaaten gegen Russland hat zu einem Schwenk der russischen Rohöl­liefe­rungen vorrangig nach Asien, vor allem nach Indien, geführt. Die Sanktionen des Westens waren in 2023 und 2024 unterm Strich weitgehend wirkungs­los. Russland betreibt eine Schattenflotte.
  • Russisches Erdgas fließt in Strömen. Der russische Staats­konzern Gazprom überschwemmt die Balkan­länder mit billigem Erdgas. Um mehr Umsatz zu generieren bietet Gazprom seine Erd­gas­kon­trakte um 8 - 10 EUR / MWh unter den Markt­preisen des TTF Haupthan­dels­platzes an.
    Erstmals seit 1999 hat der russische Energie­konzern in 2023 rote Zahlen geschrieben und einen Verlust von über 6 Milliarden Euro eingefahren. Noch in 2021 bezogen die europäischen Staaten 40% ihrer Erdgasimporte aus Russland. In 2023 waren es nur noch 8%. Der Hauptgrund für den Rückgang war die Zerstörung der Nordstream-Pipelines.
  • Mit Beschädigungen und Bränden in mehreren Ölraffinerien und einer Pipeline durch ukrainische Drohnen­ein­schläge und Spreng­stoff­anschläge wird Russland derweil keine Mineral­öl­kraft­stoffe mehr exportieren. Der Eigenbedarf geht vor.
    Die Ukraine meldet seit vielen Monaten schwere russische Angriffe auf seine kritische Infrastruktur, insbesondere der Energieversorgung. Dabei setzt Moskau auch die besonders gefürchteten Gleitbomben ein.
  • Russland hat lange schon auf "Kriegswirtschaft" umgestellt:
    Die Industrieproduktion in Russland hat sich gravierend ver­än­dert. Dabei stellt der Verteidigungssektor die Produktion ziviler Produkte in den Schatten. Erstmals seit dem Zusam­men­bruch der Sowjet­union über­treffen die Militär­aus­gaben das Sozial­budget bei weitem. Fast 1/3 des Staatshaushalts für 2024 sind für die Rüstungsgüter vorgesehen. Die Sozialausgaben, ein­schließ­lich Gehälter, Renten und Sozialleistungen machen nur 1/5 des Budgets aus. Dieser Umschwenk hin zur Kriegs­wirt­schaft bedroht die sozialen und humanitären Bedürfnisse.
  • Der „Hauptmotor“ der russischen Wirtschaft ist der Ukraine-Krieg. Die Schäden dieser „Kriegswirtschaft“ werden gra­vier­en­der. Ökonomen sagen, dass Russland aufgrund der wirt­schaft­li­chen Entwicklung und den industriellen Umstellungen zu einem Dauerkrieg verdammt sein wird. Sehr lange wird die Situation dem wirtschaftlichen Druck nicht standhalten können. Anderseits ist Russlands Wirtschaft derart abhängig vom Ukraine-Krieg, dass Putin es sich weder leisten kann, den Krieg zu gewinnen noch zu verlieren, so die Thesen einiger Marktexperten.
     

 

Big Oil geht weg von Russland

Klimage­fahren

  • Der COP28 Gipfel mit gemeinsamer Abschlusserklärung wird als Wende­punkt im Klima­kampf gefeiert. Das globale Abkommen zur Abkehr von fossilen Brennstoffen wird als ist ein wichtiger Meilenstein in der globalen Ausrichtung hin zu einem kohlen­stoff­armen Energie­wirtschaft gesehen. Der Text enthält auch Verein­barungen, den Einsatz erneuer­barer Energien zu ver­drei­fachen und die Effizienz­steige­rungs­rate bis zum Ende des Jahrzehnts zu verdoppeln. Es müssen aber die als Ziel gesetzten notwen­digen Schritte dann auch faktisch folgen.
     
  • 'World Enery Outlook' der IEA:
    Die Kombination aus einer voranschreitenden Energiewende, gepaart mit strukturellen Veränderungen der Weltwirtschaft, wird in der Zukunft erhebliche Auswirkungen auf den Öl- und Gasweltmarkt haben. Die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen werden in 2025 ihren Höhepunkt erreichen. Die Pariser Klimaziele bleiben aber ohne die internationale Zusam­men­arbeit absolut unerreichbar!
    Die globalen Treibhausgasemissionen haben in 2023 einen neuen Rekord erreicht. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe nahm zu und die Welt erlebte den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen.
     
  • Die Investitionen in erneuerbare Energien müssen vervierfacht werden, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.
    Die IRENA (Inter­natio­nal Renew­able Energy Agency) hat berechnet, dass sich die weltweiten Investi­tionen in Tech­no­logien zur Energie­wende auf 5 Billionen jährlich vervier­fachen müssten, um den Tempe­ratur­anstieg auf +1,5 °C zu begrenzen. Täte man das nicht, käme das unsagbar teurer mit kata­stro­phalen Folgen.
    Laut UN ist kein „glaubwürdiger Weg“ beschritten, um den Anstieg der globalen Temperaturen bis 2040 auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Beim derzeitigen Kurs werden sie bis 2050 um 2,8°C ansteigen.
     
  • Während sich Dürren und Waldbrände in Asien, Australien und Europa häufen, wird in Afrika mit mehr Über­schwem­mungen gerechnet. Neben den mensch­lichen sind auch die wirt­schaft­lichen Folgen enorm und um ein Viel­faches höher, als bisher ange­nommen. El Niño wird der Welt Billionen an Euro kosten!
     
  • Die Europäische Union verschärft ihre Ziele für die erneu­erbaren Energien erneut. Die EU ist dabei die Ziel­schwelle für den Anteil der Energieerzeugung aus Erneu­er­baren bis 2030 von 32% auf 42,5 % anzuheben. Das gleiche Anteils­ziel wird für die Wasserstofferzeugung aus Erneuerbarer Energie gesetzt.
     
  • Auch der Weltklimarat schlug mit seinem jüngsten Bericht Alarm hinsichtlich einer unbestreitbar beschleunigten Klimaerwärmung. Demnach könnte eine Erderwärmung um 1,5 Grad bei aktueller Entwicklung bereits bis 2030 erfolgen. Bislang hatte man damit erst etwa zehn Jahre später gerechnet. Dieses ist weder um­kehr­bar noch stoppbar. Diese Prozesse können mit größten Anstrengungen lediglich verlangsamt werden.
    Und statt zu sinken, steigen die globalen CO2-Emissionen. Die globale Erwärmung schreitet noch schneller voran als vorausberechnet. Deren Folgen werden verheerend(!) ausfallen.
     
  • Die Menschheit ist auf dem unverantwortlich kritischen Weg, bis zum Jahr 2030 doppelt so viel an fossilen Brennstoffen zu verbrennen, wie verkraftbar wäre um die Erderwärmung unter +1,5 ° C zu halten. Auch diese Zahl wird bereits gravierende und umwälzende Folgen für das globale Ökosystem mit sich bringen. Diese Auswirkungen sind absolut unumkehrbar und niemals wieder gutzumachen. "Wir sind in einem tiefen Loch - und wir müssen sofort aufhören zu graben", beschwört das unabhängige Stockholm Environment Institute (SEI).
     

 

Klima-Krise

Wasserstoff / E-Fuels:  Neue Projekte

  • In Vision soll die Nordsee zum 'Green Power House' für Europa werden.
  • Der niederländische Netzbetreiber Tennet will mit Milliarden­investi­tionen den Ausbau von Leistungs-Strom­leitungen der dortigen Wind­parks vorantreiben. Siemens Energy sicherte sich dabei einen Milli­arden­auftrag. Beide Unter­nehmen sprechen von einem Meilen­stein für die euro­päische Energie­wende.
  • Die HH2E AG und die Schweizer MET Group haben ein Joint Venture für Entwicklung und Bau der bisher größten Produk­tions­anlagen für grünen Wasserstoff in Europa in Lubmin (Mecklen­burg-Vorpommern) gestartet. Das Projekt soll in der ersten Ausbau­stufe den Bau einer Power-to-X-Anlage der neuen Generation mit einer Kapazität von rund 6.000 Tonnen (200.000 MWh) grünem Wasserstoff pro Jahr ab 2025 umfassen. In Aus­bau­stufe 2 ist eine Leistung von über 1 GW ab 2023 geplant, wodurch mehr als 60.000 Tonnen grüner Wasser­stoff pro Jahr produziert und über 800.000 Tonnen direkter CO2-Emis­si­onen jährlich vermieden werden können. Die Gesamt­investi­tionen dürften 1 Milliarde Euro übersteigen.
     

 

Entwicklung Ölmarkt

Gas-Liefer­ströme in Europa

Gasimporte, Gasexporte
Quelle: IEA, Paris      rot = Exporte eines Landes   grün = Importe eines Landes

 


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