Ölmarktthemen / Marktinfos / Hintergründe
Analysen und Prognosen zur Ölpreisentwicklung
IEA Monatsreport März
- Die IEA (Paris) hat in ihrem aktuellen Monatsbericht vom 14. März ihre Prognose zum weltweiten Nachfragewachstum in 2024 um 0,1 Mio. B/T auf +1,3 Mio. B/T nach oben korrigiert. Das weltweite Angebotswachstum wird von der IEA bei +0,8 Mio. B/T erwartet, was einer Abwärtskorrektur um 0,9 Mio. B/T zur vorherigen IEA Schätzung ausmacht.
- Dennoch ist der Monatsreport 'bullisch' zu werten. Die IEA sieht im zweiten Halbjahr ein Marktdefizit, wobei sie davon ausgeht, dass die OPEC+ ihre implementierten Knapphaltungsquoten bis weit in das zweite Halbjahr hinein verlängert.
- IEA-Zahlen in Mio. Barrel/Tag für 2024:
• Ölangebot weltweit: 102,9 Zuwachs +0,8
• Ölnachfrage weltweit: 103,2 Zuwachs +1,3 - Genereller Apell der IEA:
Die Öl- und Gasbranche muss nach einer Analyse der Internationalen Energieagentur IEA unverzögert und grundlegend umgestaltet werden, um die schlimmsten Wetterextreme in der Zukunft zu verringern. Die derzeitigen Investitionen von 800 Mrd. Dollar pro Jahr in den Öl- und Gassektor müssen um mindestens die Hälfte reduziert werden. Die Treibhausgasemissionen, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Öl entstehen, müssen zwingend und rasch um 60% gedrückt werden. Nur so hat die Welt überhaupt noch eine Chance die Klimaerwärmung nicht ausufern zu lassen.
Monatsreports März von OPEC und EIA
- Der neue Monatsreport der EIA (US Energieministerium) ist für die mittelfristige Erwartung 'bullisch' zu interpretieren.
Für das erste Quartal sieht die EIA eine leichte Marktunterversorgung von 0,2 Mio. B/T.
Für das Frühjahrsquartal rechnet die EIA dagegen mit einem Defizit von bis zu 0,9 Mio. B/T.
- Der am 11.03. veröffentlichte Monatsreport der OPEC ist unspektakulär ausgefallen. Das Ölkartell erwartet für dieses Jahr einen soliden Nachfrageanstieg um +2,25 Mio. B/T, während die Ölförderung außerhalb der OPEC um +1,1 Mio. B/T anwachsen dürfte.
Sicherlich wird die Allianz der Ölexportländer ihren Ölausstoß wohl über die Jahresmitte hinaus künstlich niedrig halten, um eine Überversorgung des Weltmarktes zu verhindern.
- Wichtigsten Prognosezahlen:
» Nachfragezuwachs 2024: +2,25 auf 104,4 Mio. B/T
» Ölnachfragezuwachs 2025: +1,85 Mio.106,3 Mio. B/T
» Ölproduktion weltweit: ca. 101,8 Mio. B/T
» Davon Opec-Ausstoß: ca. 26,3 Mio. B/T
Entwicklungen und Fakten
- Die Türkei importiert seit März deutlich weniger russisches Öl. Das hängt mit den Sanktionen des Westens zusammen. Für Russland wird es insgesamt schwieriger sein Ölangebot an die Abnehmerländer zu bringen.
- Die Rohölproduktion der OPEC ist im Februar gestiegen. Laut Bloomberg haben die Opec-Ölförderländer im vergangenen Monat etwa 110.000 Barrel Rohöl am Tag mehr gefördert als im Januar. Die Opec-Gesamtmengen werden mit knapp 26,7 Mio. B/T angegeben. Der Restart der Ölproduktion auf dem Sharara-Ölfeld in Libyen trug dazu bei. Auch der Irak und die VAE förderten angeblich fast 400.000 Barrel am Tag mehr als in den OPEC+ Absprachen vereinbart worden war.
- Chinas Notenbank PBoC hat Ende Februar den Referenzzinssatz für Hypotheken mit 5-jähriger Laufzeit um 25 Basispunkte auf 3,9% gesenkt, mit dem Zeil der Ankurbelung der Wirtschaft und der Stützung der Finanzmärkte.
- Dagegen hat Russland offenbar seine Kürzungszusage gegenüber der OPEC umgesetzt und damit seine Quoten eingehalten. Im Januar drosselte Russland seine täglichen Rohölausfuhren um etwa -300.000 Barrel. Hierbei sind die wegen der US Sanktionen schwieriger gewordenen Lieferungen an den Hauptabnehmer Indien ein wesentlicher Aspekt.
- China greift bei billigem russischen Sokol-Rohöl aus Ostsibirien zu. Der andere Großabnehmer Indien hat aufgrund der westlichen Sanktionen seine Rohölimporte aus Russland in den letzten Wochen stark verringert. Dieses Überhang-Rohöl geht jetzt nach China. Dortige Raffinerien greifen hierbei gerne zu, den deutlichen Preisvorteil einstreichend. Im vergangenen Jahr beliefen sich Chinas Rohölimporte auf 60,6 Milliarden US-Dollar, bei einem Durchschnittspreis von 77 USD/Barrel.
- Russlands Ölexporte auf dem Seeweg mittels Öltankern sind deutlich gesunken: Den Großteil seiner Rohölexporte liefert Russland mittels einer riesigen Tankerflotte. Hier ist es, unter der Last der im Oktober verschärften Sanktionen seitens der USA, zu einem starken Einbruch gekommen. Ein Zeichen dafür, dass die Maßnahmen des Westens allmählich spürbare Auswirkungen auf Moskau haben könnten. Etwa die Hälfte der 50 Tanker, gegen die das US-Finanzministerium im Oktober Sanktionen verhängt hat, haben seither keine Ölladungen mehr verbracht. Viele griechische Tankerreeder halten derweil Abstand von Transportaufträgen für Russland. Auch Geschäfte unterhalb des Überwachungsradars werden schwieriger.
- Der saudische Ölkonzern Aramco lässt sein Expansionspläne fallen und befürwortet die Ölproduktionskapazitäten des Opec-Leaders von 12 Mio. Barrel als Ziel beizubehalten. Gezwungenermaßen nutzt der OPEC-Leader Saudi-Arabien aber weiterhin das Rote Meer für seine Rohölverschiffung, auch wenn das diesbezügliche Angebot an Öltankern risikobedingt knapp ist und die Frachtprämien stark überhöht sind. Die mit den Schiffpassagen verbundenen Risiken sind Saudi-Aramco bewusst, werden aber getragen.
- Wegen der Risiken im Roten Meer werden Frachtschiffe und Tanker zum Teil um Afrika herumgeleitet. Das verlängert die Fahrstrecken um 1,5 - 3 Wochen und bringt gewisse Lieferterminprobleme. Für die Tankerfrachten an Rohöl und Ölprodukten ist das bislang aber unkritisch.
- Im Panamakanal herrscht seit Monaten wegen Dürre ein zu niedriger Wasserstand. Die Beschränkungen für den täglichen Schiffsverkehr der immens wichtigen Wasserstraße limitieren die Anzahl der Tankerpassagen sehr stark. Auch der Tiefgang der Schiffe (Lademengen) ist begrenzt. Die Limitierung der Passagen wird mindestens bis Mitte nächsten Jahres bestehen bleiben, wird prognostiziert. Ein Riesenproblem für den Frachtverkehr USA <=> Asien. Die völlige Wiederherstellung der vollen Schiffsfähigkeit des Kanals wird Jahre dauern und Milliarden kosten.
Russland: Ölembargo / Ölpreis-Deckel / Exportmengen
- Die Rohölexporte Russlands sind Anfang März auf ihr Jahreshoch angestiegen, das mit 3,7 Mio. Barrel am Tag beziffert wird. Das entspricht einem Anstieg von etwa 600.000 B/T gegenüber dem Februar und überschreitet die eigenen Kürzungszusagen um rund 400.000 B/T.
Mit Beschädigungen und Bränden in mehreren Ölraffinerien durch ukrainische Drohneneinschläge in der zweiten Märzwoche muss aber davon ausgegangen werden, dass Russland zum Frühjahr seine Rohölexporte hoch hält, aber keine Mineralölkraftstoffe mehr exportiert. Das hängt gezwungenermaßen mit den Raffinerieunterbrechungen zusammen.
- Russland hat auf "Kriegswirtschaft" umgestellt:
Die Industrieproduktion in Russland hat sich gravierend verändert. Dabei stellt der Verteidigungssektor die Produktion ziviler Produkte in den Schatten. Erstmals seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion übertreffen die Militärausgaben das Sozialbudget bei weitem. Fast 1/3 des Staatshaushalts für 2024 sind für die Rüstungsgüter vorgesehen. Die Sozialausgaben, einschließlich Gehälter, Renten und Sozialleistungen machen nur 1/5 des Budgets aus. Dieser Umschwenk hin zur Kriegswirtschaft bedroht die sozialen und humanitären Bedürfnisse.
- Der „Hauptmotor“ der russischen Wirtschaft ist der Ukraine-Krieg. Die Schäden dieser „Kriegswirtschaft“ werden gravierender. Ökonomen sagen, dass Russland aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung und den industriellen Umstellungen zu einem Dauerkrieg verdammt sein wird. Sehr lange wird die Situation dem wirtschaftlichen Druck nicht standhalten können. Anderseits ist Russlands Wirtschaft derart abhängig vom Ukraine-Krieg, dass Putin es sich weder leisten kann, den Krieg zu gewinnen noch zu verlieren, so die Thesen der Marktexperten.
- Das Embargo der größten westlichen Industriestaaten gegen Russland hat zu einem Schwenk der russischen Rohöllieferungen vorrangig nach Asien, vor allem nach Indien, geführt. Die Sanktionen des Westens waren in 2023 unterm Strich wirkungslos. Mit den jüngsten verschärften Transportsanktionen seitens der USA dreht sich das aber offenbar. So soll im Februar ein großer Teil der für Russlands Öltransporte vorgesehenen Öltanker unbeladen vor den Ölhäfen dümpeln.
- Ölproduktionsmengen Russlands:
- 2022: 10,7 Mio. Barrel am Tag.
- 2023: 10,5 Mio. Barrel am Tag.
- Schätzung für Q1 2024: 10,1 Mio. B/T.
Markteinschätzungen
- OPEC+ Marktstrategie: Die Produzenten-Allianz der OPEC+ zieht es konkreter in Erwägung, ihre freiwilligen Produktionskürzungen bis in das zweite Halbjahr hinein zu verlängern. Oder sogar bis zum Jahresende. Die nächste Quotenkonferenz findet Ende März statt.
- Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) investieren stark in den Sektor Ölproduktion. Die derzeitige Herstellungsleistung liegt bei etwa 4,3 Mio. Barrel am Tag (B/T). Bis 2027 will die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) diese Kapazitäten auf 5,0 Mio. B/T ausbauen, was zuvor das Ziel erst für 2027 war. Der Löwenanteil dieses Kapazitätsausbau wird in den Export gehen. Die VAE waren in 2022 der siebtgrößte Produzent flüssiger Brennstoffe weltweit und der drittgrößte unter den OPEC-Ländern. Das Land verfügt über etwa 111 Milliarden Barrel an nachgewiesenen Rohölreserven.
- Die US Großbank Morgan Stanley korrigiert die Preiserwartung für Rohöl nach oben. Bislang war man für das laufende Jahr von einem Angebotsüberschuss ausgegangen, inzwischen prognostiziert man für 2024 jedoch ein ausgeglichenen Verhältnis zwischen von Angebot und Nachfrage. Das Nachfragewachstum wird bei +1,5 Mio. B/T und das Ölangebot aus den Ländern, die nicht der OPEC angehören (non-OPEC), wird ebenfalls bei +1,5 Mio. B/T gesehen. Für die Leitsorte Brent erwartet Morgan Stanley in Q1 und Q2 ein Preisniveau von 82,5 USD je Barrel.
- Der jüngste Februar Monatsreport der EIA (US Energieministerium) zeigt für 2024 kaum veränderte Zahlen zum Bericht vom Vormonat. Für das 1. Quartal wird weiterhin eine Unterversorgung von 0,8 Mio. B/T und für das Gesamtjahr 2024 ein Angebotsdefizit von 0,12 Mio. B/T erwartet. Brent Rohöl wird dieses Jahr im Preis bei durchschnittlich 82,5 Dollar/B gesehen. Mit weiterem Ausblick auf 2025 sieht die EIA aber eine ausgeglichenere Versorgung des Ölmarktes, mit Brent absinkend auf 79,5 Dollar/B (bärisch). Von der OPEC+ erwartet man, dass die Ölallianz auch dieses Jahr mittels der Quoten versucht die Fördermengen knapp zu halten. Für die USA wird weitergehend eine Ölproduktionsleistung von 13,3 Mio. Barrel/T oder etwas weniger gesehen.
- Nach Einschätzung von Rystad Energy könnten die Rohölpreise in 2024 bei 91 USD/B im Jahresmittel liegen. Im Jahresverlauf sieht man dabei eher etwas nachgebende Ölpreise. Zurückliegende Prognosen einer chronischen Unterinvestition bei der globalen Öl- und Gasindustrie sieht man als eher übertrieben. Die Milliardensummen, die in die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder investiert werden, sind in den Kapitalbeträgen zwar rückläufig, aber man sieht darin eher keine Unterinvestition. Die USA fördern seit Monaten auf einem Mengenrekord-Niveau von derzeit 13,2 - 13,3 Mio. Barrel am Tag.
- Laut dem IWF hat sich das globale Wachstum von +3,4% in 2022 auf etwa +3,0% in 2023 verlangsamt. Für 2024 rechnen die Ökonomen mit einem Wachstum von +2,9%. Insgesamt stellt der IWF eine recht hohe Widerstandsfähigkeit in zahlreichen Volkswirtschaften fest.
- Der Generalsekretär der OPEC gab bekannt, dass die weltweite Rohölnachfrage bis 2045 auf 110 Mio. Barrel/Tag ansteigen werde. Das entspräche einem Nachfrageanstieg von +8,5%. Die EIA prognostiziert, dass die Weltölnachfrage Anfang 2024 auf die Rekordmenge von 103,0 - 103,7 Mio. Barrel am Tag ansteigen wird. Das bisherige Rekordniveau lag bei 102,3 Mio. B/T.
Ölproduktion und Strategie der OPEC
- An den Ölbörsen wird derweil darüber spekuliert, wie lange die Opec-Plus Allianz ihre begrenzenden Fördermengenquoten noch beibehält. So wird bei Reuters berichtet, dass die OPEC+ die Fortführung der freiwilligen Zusatzkürzungen zunächst bis zur Jahresmitte, aber vielleicht auch länger fortführen dürfte. Das entscheidet sich erst auf OPEC+ Konferenz Ende März.
- Die OPEC erwartet eine weiter anwachsende Ölnachfrage auf dem Weltmarkt. Für die USA, China und vor allem Indien wird ein solides Wirtschaftswachstum gesehen, mit entsprechend höherem Ölbedarf einhergehend.
Wie die Produktionsstrategie im II. Quartal aussehen soll, wollen die OPEC und ihre Plus-Partner Ende März, also kurz vor der nächsten Sitzung des Planungs- und Kontrollgremiums JMMC verhandeln und festlegen.
- Bei den OPEC-Ländern hat sich der Ölausstoß im Januar unerwartet deutlich um 0,4 Mio. auf 26,3 Mio. Barrel am Tag verringert. Das ist der größte Rückgang seit Juli letzten Jahres.
- Langzeitausblick: Die OPEC prognostiziert, dass die weltweite Ölnachfrage bis 2043 auf 110 Mio. Barrel/Tag ansteigen wird. Das wäre ein Bedarfsanstieg von +8,5% in den nächsten zwei Jahrzehnten.
US Ölmarkt
- Die USA werden über DOE-Ölkäufe ihre strategischen Reserven (SPR) im April und weitergehend auch im Juli jeweils um 3,2 Mio. Barrel weiter aufstocken.
- Die USA haben in den letzten Monaten mengenmäßig die Führungsrolle als Europas Lieferant von Rohöl, Diesel und LNG (Flüssiggas) eingenommen. Das ist auch dadurch begründet, dass viele Tanker aus dem arabischen Raum ganz Afrika umfahren, weil die Region 'Rotes Meer' ein anhaltend hohes Transportrisiko birgt. Die USA liegen bei allen wichtigen Energierohstoffen für Europa mittlerweile an der Spitze.
- Die Ölförderung in den USA erreichte in 2023 einen Rekordwert von 12,93 Millionen Barrel pro Tag. Die größten Steigerungen mit +1,0 Mio. B/T verzeichnete dabei die 'Permian Basin' Region in Texas/New Mexico. In 2024 wird sich laut Prognose der EIA der Zuwachs aber auf etwa +0,17 B/T verringern. Das Energieberatungsunternehmen Wood Mackenzie prognostiziert für die USA Produktionssteigerungen von +0,29 Mio. B/T in diesem Jahr.
- Die EIA hat ihre Erwartungen der täglichen US Ölproduktion in 2024 gesenkt. Die US Energy Information Administration prognostiziert einen Rückgang der Tagesproduktion um 40.000 - 80.000 Barrel, ausgehend vom Rekordwert von 13,3 Mio. Barrel Rohöl im Dezember.
- Der Ölverbrauch der USA mag bis Mitte 2024 um 1 - 1,5 % auf 20,8 Mio. B/T zunehmen, sofern die Konjunktur nicht einbricht.
- Die US Ölförderung im Golf von Mexico soll deutlich anwachsen und bis 2026 von ihrem Niveau von von 2023 mit 2,2 Mio. Barrel/T auf ein Allzeithoch von 2,6 Mio. B/T zulegen. Projekte zur Kohlenstoffabscheidung und deren Tiefenspeicherung werden der nächste Schwerpunkt der Offshore-Entwicklungen im US-Golf von Mexiko sein.
Chinas Wirtschaft und Ölbedarf
- China bewegte sich zu Jahresbeginn in der kritischen Deflation. Die Teuerungsrate für Januar wurde negativ ermittelt mit -0,8% (Vormonat -0,3%). Mit der starken Deflation steht Chinas Wirtschaft zunehmend unter Druck. Diese Entwicklung ist durchaus bedenklich. Der Januar verzeichnete den stärksten Rückgang der Verbraucherpreise seit 2009.
- Die jüngsten Konjunkturdaten aus China sind sehr gemischt. Mehrere Wirtschaftszweige kriseln bedenklich, vor allem auch der Immobiliensektor. Peking ist dabei, neue Konjunkturprogramme aufzulegen. Der Außenhandel ist im Februar aber positiv wieder angesprungen.
- Daten des chinesischen Nationalbüros für Statistik zeigen, dass der Mengendurchsatz der chinesischen Raffinerien im zweiten Halbjahr 2023 bei knapp 15 Mio. Barrel am Tag lag. Das entspricht einem Anstieg von 17 - 18% gegenüber dem Vorjahr.
- Chinas Schiffswerften sind mit einer Schwemme an neuen Bestellungen von LNG-Tankern regelrecht überzogen. In 2024 sollen dort 55 neue LNG-Großtanker gefertigt werden.
- Die chinesische Zentralbank hat im August den Yuan auf einen sehr tiefen Wechselkurs-Stand gesetzt und versucht mittels der abgewerteten Währung die Exporte anzukurbeln. In Anbetracht der deutlich nachlassenden Warennachfrage seitens der USA mögen diese Maßnahmen jedoch nicht hinreichen.
Krieg / Geopolitik / Weltordung
- Der Ukrainekrieg ist im Februar in das dritte Jahr gegangen. Dabei haben die russischen Truppen an allen Frontabschnitten Übergewicht, während es den Ukrainern massiv an Munition fehlt. Washington bringt ein weiteres großes Sanktionspaket gegen Russland auf den Weg. Auch soll ein neues 880 Millionen Dollar Hilfspaket des IWF für die Ukraine kommen.
- Die britische Regierung will die Ukraine mit insgesamt 10.000 Drohnen unterstützen. London werde dafür seine bereits bestehende Zusage von Drohnen im Wert von 200 auf 325 Mio. Pfund (etwa 380 Millionen Euro) erhöhen. Die Drohnen könnten den Kriegsverlauf durchaus verändern.
- Die Ukraine baut die eigene Drohnen-Industrie massiv aus. Bis Jahresende sollen Tausende von Langstrecken-Drohnen hergestellt werden. Inzwischen gibt es in der Ukraine bereits zehn Unternehmen, die entsprechende High-Tech Fluggeräte mit Reichweite zwischen 300 und 1000 km herstellen.
- Russlands Truppen sind trotz immenser Verluste jetzt mehr und mehr in den Angriff übergegangen und versuchen in vielen Frontbereichen irgendwie vorzurücken. Den Ukrainern fehlt es an Munition, Raketen und Kampfgerät zur Verteidigung.
In den USA kommt in neuerlichem Anlauf ein 60-Milliarden-Dollar Paket für Kiew zur Abstimmung. Seit Monaten ringen die Demokraten und die Republikaner um diesen immens wichtige Thema. Hierbei übt Trump starken Ablehnungsdruck auf die Republikaner aus. Der Ausgang des Ganzen ist weiter offen.
- Taiwan: Laut Statements aus Peking strebt China hinsichtlich Taiwan die "friedliche Vereinigung" an. Im anderen Fall werde man auch nicht vor einer militärischen Eskalation zurückschrecken. Diese Aussagen wurden wiederholt in Richtung Washington ausgesprochen.
- Washington sieht in China mittlerweile die größte Gefahr für die freie Weltordnung, weil Peking langfristig die Weltherrschaft seines Systems anstrebt und dies auch artikuliert hat: China sei das einzige Land, das sowohl die Absicht als auch die wirtschaftliche, militärische und technologische Macht hat, die Welt nach deren Ordung umzugestalten. Peking kündigt das unverholen als Ziel für Mitte des Jahrhunderts an. Washington will keinen neuen kalten Krieg, will diese beängstigende Entwicklung aber verhindern, wo es nötig wird.
China unterstützt seinen politisch systemverbrüderten Partner, indem es russische Energieressourcen aufkauft und im Gegenzug Industriegüter und Technologiekomponenten zurückverkauft, um westliche Sanktionen in Teilen auszugleichen. Das wiederum wird China weiter in die gleiche Ecke drücken, in der sich Russland bereits wiederfindet. China entschied sich dafür, den globalen Paria Putin zu unterstützen, nicht zuletzt wegen Eigeninteressen in Bezug auf eine angestrebte Einverleibung Taiwans.
Klimagefahren
- Der COP28 Gipfel mit gemeinsamer Abschlusserklärung wird als Wendepunkt im Klimakampf gefeiert. Das globale Abkommen zur Abkehr von fossilen Brennstoffen wird als ist ein wichtiger Meilenstein in der globalen Ausrichtung hin zu einem kohlenstoffarmen Energiewirtschaft gesehen. Der Text enthält auch Vereinbarungen, den Einsatz erneuerbarer Energien zu verdreifachen und die Effizienzsteigerungsrate bis zum Ende des Jahrzehnts zu verdoppeln. Es müssen aber die als Ziel gesetzten notwendigen Schritte dann auch faktisch folgen.
- 'World Enery Outlook' der IEA:
Die Kombination aus einer voranschreitenden Energiewende, gepaart mit strukturellen Veränderungen der Weltwirtschaft, wird in der Zukunft erhebliche Auswirkungen auf den Öl- und Gasweltmarkt haben. Die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen werden in 2025 ihren Höhepunkt erreichen. Die Pariser Klimaziele bleiben aber ohne die internationale Zusammenarbeit absolut unerreichbar!
Die globalen Treibhausgasemissionen haben in 2023 einen neuen Rekord erreicht. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe nahm zu und die Welt erlebte den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen.
- Die Investitionen in erneuerbare Energien müssen vervierfacht werden, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.
Die IRENA (International Renewable Energy Agency) hat berechnet, dass sich die weltweiten Investitionen in Technologien zur Energiewende auf 5 Billionen jährlich vervierfachen müssten, um den Temperaturanstieg auf +1,5 °C zu begrenzen. Täte man das nicht, käme das unsagbar teurer mit katastrophalen Folgen.
Laut UN ist kein „glaubwürdiger Weg“ beschritten, um den Anstieg der globalen Temperaturen bis 2040 auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Beim derzeitigen Kurs werden sie bis 2050 um 2,8°C ansteigen.
- Während sich Dürren und Waldbrände in Asien, Australien und Europa häufen, wird in Afrika mit mehr Überschwemmungen gerechnet. Neben den menschlichen sind auch die wirtschaftlichen Folgen enorm und um ein Vielfaches höher, als bisher angenommen. El Niño wird der Welt Billionen an Euro kosten!
- Die Europäische Union verschärft ihre Ziele für die erneuerbaren Energien erneut. Die EU ist dabei die Zielschwelle für den Anteil der Energieerzeugung aus Erneuerbaren bis 2030 von 32% auf 42,5 % anzuheben. Das gleiche Anteilsziel wird für die Wasserstofferzeugung aus Erneuerbarer Energie gesetzt.
- Auch der Weltklimarat schlug mit seinem jüngsten Bericht Alarm hinsichtlich einer unbestreitbar beschleunigten Klimaerwärmung. Demnach könnte eine Erderwärmung um 1,5 Grad bei aktueller Entwicklung bereits bis 2030 erfolgen. Bislang hatte man damit erst etwa zehn Jahre später gerechnet. Dieses ist weder umkehrbar noch stoppbar. Diese Prozesse können mit größten Anstrengungen lediglich verlangsamt werden.
Und statt zu sinken, steigen die globalen CO2-Emissionen. Die globale Erwärmung schreitet noch schneller voran als vorausberechnet. Deren Folgen werden verheerend(!) ausfallen.
- Die Menschheit ist auf dem unverantwortlich kritischen Weg, bis zum Jahr 2030 doppelt so viel an fossilen Brennstoffen zu verbrennen, wie verkraftbar wäre um die Erderwärmung unter +1,5 ° C zu halten. Auch diese Zahl wird bereits gravierende und umwälzende Folgen für das globale Ökosystem mit sich bringen. Diese Auswirkungen sind absolut unumkehrbar und niemals wieder gutzumachen. "Wir sind in einem tiefen Loch - und wir müssen sofort aufhören zu graben", beschwört das unabhängige Stockholm Environment Institute (SEI).
Wasserstoff / E-Fuels: Neue Projekte
- In Vision soll die Nordsee zum 'Green Power House' für Europa werden.
- Der niederländische Netzbetreiber Tennet will mit Milliardeninvestitionen den Ausbau von Leistungs-Stromleitungen der dortigen Windparks vorantreiben. Siemens Energy sicherte sich dabei einen Milliardenauftrag. Beide Unternehmen sprechen von einem Meilenstein für die europäische Energiewende.
- Die HH2E AG und die Schweizer MET Group haben ein Joint Venture für Entwicklung und Bau der bisher größten Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff in Europa in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) gestartet. Das Projekt soll in der ersten Ausbaustufe den Bau einer Power-to-X-Anlage der neuen Generation mit einer Kapazität von rund 6.000 Tonnen (200.000 MWh) grünem Wasserstoff pro Jahr ab 2025 umfassen. In Ausbaustufe 2 ist eine Leistung von über 1 GW ab 2023 geplant, wodurch mehr als 60.000 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr produziert und über 800.000 Tonnen direkter CO2-Emissionen jährlich vermieden werden können. Die Gesamtinvestitionen dürften 1 Milliarde Euro übersteigen.
Gas-Lieferströme in Europa
US Öllagerbestände
Das Chart zeigt mit der blauen Kurve die Entwicklung der US Öllagerbestände im aktuellen Jahr. Das ist zum grauen Band in Relation gesetzt. Dieses Band ist der Variationsbereich an Beständen in den letzten fünf Vorjahren.
Der Ölmarkt in den USA ist der wichtigste nationale Ölmarkt, mit großem Abstand vor China. Die USA verbrauchen rund 19 Mio. Barrel an Öl pro Tag. Mit der NYMEX ist in New York die wichtigste Rohstoffbörse platziert. Außerdem stehen für den US Ölmarkt sehr detaillierte Daten zu Verfügung. Wöchentlich werden gesicherte Zahlen über die jüngsten Entwicklungen von Ölfördermenge, Ölverbrauch, Importen und Exporten präsentiert und von Analysten bewertet. Aus diesen Gründen hat die jeweilige Entwicklung am US Ölmarkt großen Einfluss auf die globale Ölpreisentwicklung.
REDAKTIONELLE RECHTE:
TECSON weist ausdrücklich auf die eigenen redaktionellen Rechte hin.
Das Kopieren der Inhalte (auch auszugsweise) und deren Verwendung ist ohne unsere schriftliche Genehmigung nicht gestattet.