Entwicklung der Erdölpreise

Ölmarkt :   News + Meldungen

 

Die Ölpreis­ent­wicklung im Rückblick:

Langzeit-Chart: Jährliche Ölpreise auf dem Weltmarkt
Entwicklung der Erdölpreise / Rohölpreise im Jahresmittel

Öljahr 2020:

In 2020 stand der Ölmarkt im Zeichen der Auswir­kungen der Covid19-Pandemie. Die Welt rutschte im zweiten Quartal in eine schwere Rezession ab. Im März zeichnete sich ab, dass die Auswir­kungen auf die Weltkon­junktur extremst negativ ausfallen würden. Sämtliche Industrie­länder auf der Welt wurden in unterschiedlich schwerer Weise getroffen. Am 10. April erreichten Saudi-Arabien und Russland einen neuen Ölförder-Cut, der die Opec-Partner und weitere wichtige Ölförder­länder zu einer massiven Verrin­gerung ihrer Ölförder­leistung verpflichtete.

Ebenfalls im April trat die Situation ein, dass die Lager­kapa­zitäten für Rohöl in den USA kurzzeitig ausgingen. Das führte kurzzeitig zum Kollaps der Rohöl­notierungen für den WTI-Frontmonat. Die US Leitsorte WTI notierte am 20./21. April sogar im Negativen! Bereits kurz darauf fing sich aber die Situation und die Rohöl­kontrakte erholten sich im Mai in bemerkens­werter Weise.

Auch in den Sommer­monaten beherrschte die Corona-Krise das Markt­geschehen. Die Ölnachfrage zog in China wieder an. Anfang Dezember beschloss die Opec-Plus Gruppe, die Förder­quoten lediglich um 0,5 Mio. Barrel/T zu lockern. Diese Maßnahme soll zudem Monat für Monat neu bewertet werden. Je nach Marktent­wicklung wollen die Opec-Plus Partner in Monats­ab­ständen die Maßnahmen nachzu­justieren. Der Jahres­durch­schnittspreis für 2020 errechnete sich mit 42,3 USD/Barrel Rohöl.

Öljahr 2021:

Die OPEC und ihre Plus-Partner beschlossen, ihre Ölförder­leistung im Februar und März nicht zu erhöhen. Saudi-Arabien sah sich sogar dazu gezwungen, für diesen Zeitraum seine Ölproduktion um 1. Mio. Barrel zu verringern, und zwar im Alleingang. Dieser Schritt stützte die Rohölno­tierungen, zeigte aber auch wie ungemein schwierig es ist, mit Russland und den anderen Partnern auf einen Nenner zu kommen. Außerdem wurde festge­stellt, dass die Quotenein­haltung der Interes­senspartner zeitweise auf dünne 75% zurück­ge­fallen war.

Mit dem dann Anfang März verhan­delten Quotenbe­schluss überraschte die OPEC+ die Analysten allerdings vollends. Die erwartete Quoten­lockerung wurde nochmals zurück­ge­stellt, den Ölmarkt weiter­gehend im Defizit haltend. Bis Mitte März zogen die Ölpreise kräftig an, bevor dann unter dem Eindruck von anhaltenden Nachfrage­sorgen die Markt­stimmung einen Rücksetzer erhielt. Anfang April lockerte die Opec+ die Förder­quoten für das zweite Quartal. In Mai und Juni kamen schrittweise 2 Mio. Barrel Rohöl mehr auf den Markt.

Die Opec-Plus Gruppe einigte sich Mitte Juli auf schrittweise stetige Erhöhungen des Ölausstoßes. Jeden Monat werde man gemeinsam 400.000 Barrel/Tag mehr auf den Markt bringen. Dieses Schema der Mehrför­derung könnte bis Sept. 2022 laufen. Dann wären sämtliche Förder­begren­zungen letztlich abgebaut.

Anfang September zog der schwere Hurrikan Ida über die Ölanlagen und Raffinerien an der US Golfküste hinweg. Dadurch fiel ein Großteil der US Ölförde­rungen aus, manche Ölplatt­formen im Golf sogar für viele Wochen.

Im Oktober überschritten die Rohöl-Future-Kontrakte wieder die 80-Dollar-Marke. Viele Industrie­länder kämpften im Herbst mit zu knappen Vorräten an Energie­rohstoffen. Besonders Indien und China waren getroffen. Der Angebots­markt war leergekauft. Bei den Industrie­ländern wurde die Wirtschaft durch Liefer­ketten­probleme und massive Engpässe bei den Container­häfen regelrecht ausgebremst. Die Preise schnellten hoch, die Erdgas- und Kohle­kontrakte dabei noch am steilsten. Für Rohöl kamen die 90 USD/B in Reichweite.

Ende November fielen dann auf 70 Dollar je Barrel zurück, u.a. weil die Omikron-Variante von Covid19 sich auf viele Länder ausbreitete. Das schürte die Sorgen der Markt­teil­nehmer. Außerdem bestand das Liefer­ketten­problem ungelöst fort und drückte in vielen Industrie­ländern den Wieder­aufschwung. Dennoch machte sich zum Jahres­ende Markt­opti­mismus breit in der hoffungs­vollen Aussicht, dass die rasante Omikron-Ausbreitung keine fatalen Auswir­kungen bringe. Der Jahres­durch­schnittspreis für 2021 errechnete sich mit 70,1 USD/bbl Rohöl.

Öljahr 2022:

Die OPEC-Plus Gemein­schaft verringerte Monat für Monat ihre beschrän­kenden Quotenziele. Im August liefen diese dann vollständig aus. Aller­dings waren die Ölexport­länder weit davon entfernt, diese Ziel­mengen bei der Ölförderung zu erreichen.

Seit dem 14. Februar 2022 herrscht Krieg:  Es begann ein ver­heeren­der Angriffs­krieg Russ­lands gegen die Ukraine. Strikte, harte Sank­tionen wurden vom Westen erlassen und wurden immer weiter verschärft. Die Preise von Öl, Erdgas, Weizen und anderen wichtigen Roh­stoffen schossen beängs­tigend und inflations­treibend nach oben. Europa rutschte in eine Energiekrise und phasenweise in eine Energiepanik. Der Ukraine-Krieg führte dem Europäern die Zwei­schneidig­keit und Fehler vorausge­gangener Russland­politik vor Augen. Brent Rohöl schnellte in der zweiten März­woche raketen­artig kurzzeitig hinauf auf 130 Dollar/B.

Zunehmend drängten sich in den Sommer­monten die Rezes­sions­sorgen in den Vorder­grund. Die westlichen Noten­banken waren gezwungen ihre Leitzinsen schnell und kräftig anzuheben, um die galop­pierende Inflation einzu­bremsen. Das war wichtiger als BIP-Wachstum. Bei den Rohöl­preisen rutschte Brent Rohöl die Sommer­monate hindurch ab, auf unter 90 Dollar je Barrel, während sich aber die Ölprodukt­preise von diesem Preis­abgang abkop­pelten.

Im November erfolgte ein steiler nachhaltiger Preisrück­fall an den Ölbörsen. Dabei sanken die Rohöl­leit­sorten Anfang Dezember auf das tiefste Preis­niveau seit Januar ab. Rezessions­sorgen und stark hoch­schnellende Corona-Infektion in mehreren Metro­polre­gionen in China belasteten. Letztlich verabschiedete sich die Führung in Peking von den Corona-Beschrän­kungen, sodass wochenlang eine riesige Infektions­welle über China hinweglief.

Die EU und die G7 beschlossen ab Dezember einen Ölpreis­deckel für russisches Öl mit 60 USD/B. In den letzten Wochen des Jahres bewegten sich die Rohöl­notierungen lediglich um 5 Dollar/B höher als vor Jahresfrist. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hatte die Ölpreise im März kurzzeitig bis auf 130 Dollar/B hochge­trieben. Im Jahres­verlauf kamen die Ölpreise aber in recht stetigem Preisabgang nahe an das Vorjahres­niveau zurück. Die schwächelnde Weltwirt­schaft, vor allem in China, belastete die globale Rohöl­nachfrage insgesamt. In 2022 kostete das Barrel Rohöl im rechne­rischen Jahres­mittel 98,1 US-Dollar. Das war um 28 Dollar/B teurer als im Jahr vor dem Ukraine-Krieg.
 

Öljahr 2023:

In 2022 verringerte die OPEC-Plus Gemein­schaft Monat für Monat ihre beschrän­kenden Quotenziele. Im August liefen diese dann vollständig aus. Aller­dings waren die Ölexport­länder weit davon entfernt, diese Ziel­mengen bei der Ölförderung zu erreichen.

Das Ölkartell der OPEC+ Gruppe hat am 1. Februar beschlossen, seine Förder­mengen fort­führend bei­zube­halten. Das bedeutet, dass man an den Dros­selungs­quoten von -2,0 Mio. B/T bis Jahresmitte hinein festhält.

Die westlichen Notenbank arbeiten weiter an den Geldmarkt­straffungen. Im Januar wurde die Inflations­raten erkennbar gedrückt, im Februar aber nur wenig. Alles in allem scheint man in 2023 einer Rezession entgehen zu können.

Opec-General­se­kretär Al Ghais teilte mit, dass global sehr viel mehr Investi­tionen in den Ölförder­bereich unum­gänglich seien, um den Markt in den nächsten Jahren halbwegs stabil und ausge­glichen zu halten.

Die Ölpreise bewegten sich von Anfang Dez.'22 bis Mitte März'23 in einem Zickzack-Kurs zwischen 78 und 85 Dollar je Barrel seitwärts. Mitte März brachen die Ölnotie­rungen dann mit -10% an Verlusten ein, ausgelöst von zwei US Banken­pleiten und der Credit Suisse Notüber­nahme. Die Leitsorte Brent Ölpreise stürzte über zehn Dollar auf unter 70 Dollar talwärts. Damit standen am Ölmarkt die stärksten Wochen­verluste des Jahres zu Buche. Mit den Turbulenzen im Banken­sektor und der verängs­tigten Stimmung an den Finanz­märkten waren die Ölnotie­rungen auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2021 abgerutscht. In der dritten Märzwoche legten die Ölwerte aber in Erholung wieder zu.

Anfang April beschloss die Opec-Plus Gruppe überra­schend den Ölausstoß im Mai beginnend um zusätzliche 1,6 Mio. Barrel/Tag zu verringern. Damit soll der Angebots­markt verknappt werden, um den Ölpreisen wieder eine Aufwärts­richtung zu geben. Zum 1. Januar 2024 wird man die Tages­produktion dann um weitere -1,4 Mio. Barrel reduzieren. Als zeitnahe Maß­nahme nimmt Saudi-Arabien einseitig für den Monat Juli noch mal eine Million Barrel vom Tages­angebot weg.

Laut Rystad Energy wird der Ölmarkt im 2. Halbjahr '23 voraus­sicht­lich mit einem erheb­lichen Defizit konfrontiert sein. Dieses könnte durch­schnittlich 2,4 Mio. Barrel am Tag betragen. Der Grund ist, dass die globale tägliche Ölnachfrage um +1,7 Mio. Barrel zunehmen wird. Es sei denn, Chinas Wirtschaft läuft sehr viel schwächer, als zu erwarten ist.

Der General­se­kretär der OPEC teilte in Prognose mit, dass die weltweite Rohöl­nach­frage bis 2045 auf 110 Mio. Barrel/Tag ansteigen werde. Das entspräche einem Nachfrage­anstieg von über 20% zu heute.

Im Julimonat setzte sich an den Ölbörsen mit Preis­opti­mismus ein substanz­ieller Aufwärts­trend durch, mit dem sich die Future-Kontrakte der Leitsorte Brent zum September auf 90 Dollar je Barrel verteuerten. Saudi-Arabien und Russland versuchen weiter­gehend mit der Drosse­lung ihrer Ölpro­duktion das Ölangebot stärker zu verknappen und dadurch das Ölpreis­niveau noch höher zu treiben. Offen­sichtlich mit gutem Erfolg.

Die Ölmulities erzielen auch in 2023 gigantische Gewinne. Als Beispiel fahren die Konzerne Exxon und Chevron die höchsten Ertrags­gewinne seit dem Jahre 2008 ein. Die Margen sind unver­hältnis­mäßig. Das ist Kapita­lismus in höchster Ausprägung.

Die Öl- und Gas-Förder­branche hat die Förder­investi­tionen für die Zukunft historisch tief herunter­gefahren. Wurden im Jahr 2013 weltweit noch 900 Milliarden Dollar in die Öl- und Gas­förderung investiert, so waren es in 2022 gerade mal noch 305 Mrd. Dollar. Kaum ein anderer Sektor ist derart unter­investiert. Die großen Ölkonzerne können mit der neuen Knappheit gut leben und nutzen ihre Liquidität lieber für Aktien­rück­käufe in großem Stil.

Ölmarkt­balance stark im Minus:
Auf dem Ölmarkt sieht es für Herbst und Winter ausge­sprochen ange­spannt aus. Ange­bots­eng­pässe stehen einer robusten Nachfrage gegen­über. Der Ölmarkt steuert damit auf das größte Defizit seit 2007 zu, mit einer Unter­produktion im dritten Quartal von etwa 580.000 Barrel am Tag und von 240.000 B/T im vierten Quartal. Mitte Sep­tem­ber waren die höch­sten Ölpreise seit zehn Monaten erklet­tert worden.
 

Gobaler Energieverbrauch: Erdöl, Gas, Kohle, Atom, Erneuerbare

 

 

Ölförderung vs Weltöl­ver­brauch:

Ölproduktion vs Weltölbedarf, Prognose 2021, 2022

 
Die obige Grafik des US Energie­mi­nis­teriums (EIA) zeigt das Verhältnis von Ölförderung (Production) zu Ölverbrauch (Consumption). Für 2022 ff. zeigt es eine Voraus­be­rechnung.

Seit Jahren bewegt sich die globale Ölfördermenge bei rund 100 Millionen Barrel/Tag. Man kann davon ausgehen, dass fast der gesamte im Öl enthaltene Kohlenstoff als CO2 in die Erdatmos­phäre emittiert wird. Siehe dazu auch die Tecson PTL-Seite, die Alter­nativen deutlich­macht.